Das Wort Bin Ich

Das Buch Hiob (Ijob)

Volksbibel 2000 :: Allioli - Arndt Bibel

- Kapitel 15 -

Eliphas beschuldigt Hiob der Torheit

1
Da entgegnete Elifas von Teman:
2
"Darf wohl ein Weiser so leichthin erwidern, darf er sich aufblähen mit windigem Wort?
3
Nicht weiter führt das Streiten mit Worten, das Sprüchemachen bringt keinen Nutzen.
4
Selbst die Gottesfurcht gibst du auf, legst ab die Gottesverehrung.
5
Es ist deine Schuld, die den Mund dir beredt macht; du sprichst der Überklugen Sprache!
6
Nicht ich - du selbst sprichst dir das Urteil, es widerlegen dich die eigenen Lippen!
7
Bist du als Erster der Menschen geboren, hervorgebracht vor allen Hügeln?
8
Hast du im Rate Gottes gelauscht, hast du allein Weisheit dir errafft?
9
Was weißt du denn, was wir nicht wüßten? Was kennst du denn, was uns blieb verborgen?
10
Unter uns weilen Ergraute und Greise, reicher als selbst dein Vater an Tagen.
11
Sind zu gering dir die Tröstungen Gottes, ein Wort, das an dich in Güte ergeht?
12
Was reißt dich denn dein Unmut fort, was blickt dein Auge so finster,
13
daß du wider Gott schnaubst, daß dein Mund spricht solche Worte?
14
Was ist der Mensch, daß rein er könnte sein, gerecht, der vom Weibe Geborene?
15
Siehe, er traut seinen Heiligen nicht, selbst die Himmel sind ihm nicht rein.
16
Geschweige der Mensch, der gänzlich verderbte, der wie Wasser trinkt die Sünde.
17
Ich will es dir künden, so höre mir zu! Erzählen will ich dir, was ich geschaut,
18
was Weise verkündet, was die Väter nicht verhehlt,
19
denen allen noch gehörte das Land - kein Fremder saß in deren Mitte:
20
Der Frevler ängstigt sich fort und fort, soviele Jahre dem Wüterich beschieden.
21
Ihm gellen Schreie des Schreckens ins Ohr, mitten im Glück überfällt ihn das Schwert.
22
Er darf nicht hoffen, der Nacht zu entrinnen: dem Strafgericht ist er geweiht.
23
Er irrt nach Brot, doch wo soll er es finden? Er weiß, daß der Tag des Verderbens ihm naht.
24
Ihn schrecken, ihn packen Angst und Bedrängnis wie ein König, der bereit ist zum Kampf,
25
denn gegen Gott erhob er die Hand und bot Trotz dem Allmächtigen,
26
hartnäckig lief er gegen ihn an, mit seinem dicken gebuckelten Schild.
27
Mit Fett überzog er sich das Gesicht, setzte Speck an um die Hüften.
28
Verfemte Städte nahm er zur Wohnung, verlassene Häuser, dem Einsturz geweiht.
29
Er bleibt nicht reich, keinen Bestand hat sein Besitz; er faßt nicht mehr Wurzel im Boden.
30
Der Nacht vermag er nicht zu entrinnen, die Hitze dorrt aus seine Zweige, im Sturm fällt ab seine Blüte.
31
Nicht traue der Betrogene dem Nichtigen! Denn eitel ist, was endlich er erhält.
32
Vor der Zeit schon liegt er verwelkt, nie wieder wird grünen sein Gezweig.
33
Wie der Weinstock saure Trauben stößt er ihn ab, wirft ihn hin wie der Ölbaum seine Blüten.
34
Denn unfruchtbar ist der Gottlosen Sippe, die Häuser des Unrechts rafft Feuer hinweg.
35
Schwanger mit Unheil gebären sie Sünde, nur Trug bringt zur Welt ihr Schoß."

Eliphas beschuldigt Hiob der Torheit

1
Da antwortete Eliphaz, der Themaniter, und sprach:
2
Antwortet etwa ein Weiser, als redete er in den Wind, und erfüllt er sein Inneres mit Gluthitze?
3
Du tadelst den mit Worten, der nicht deinesgleichen ist, und redest, was dir nicht frommt.
4
Soviel an dir liegt, hat du die Gottesfurcht vernichtet und das Gebet vor Gott aufgehoben.
5
Denn deine Bosheit hat deinen Mund gelehrt und du ahmst die Zunge der Lästerer nach.
6
Dein eigener Mund wird dich verdammen und nicht ich, und deine Lippen werden wider dich zeugen.
7
Bist du als der erste unter den Menschen geboren und vor den Hügeln geschaffen?
8
Hast du den Ratschluss Gottes gehört und wird seine Weisheit nicht geringer sein als die deine?
9
Was weißt du, was wir nicht wüssten? Was siehst du ein, das uns unbekannt wäre?
10
Auch unter uns sind Greise und Alte, viel älter als deine Väter.
11
Ist es denn etwas Großes für Gott, dass er dich tröste? Doch deine bösen Worte hindern dies.
12
Was erhebt sich dein Herz und was sind deine Augen starr, als sännest du große Dinge?
13
Was bläht sich dein Geist wider Gott auf, dass du solche Reden aus deinem Munde vorbringst?
14
Was ist der Mensch, dass er rein sei und dass der vom Weibe Geborene gerecht erscheine?
15
Siehe, unter seinen Heiligen ist niemand unwandelbar und die Himmel sind nicht rein in seinen Augen.
16
Wieviel weniger der verabscheuungswerte und nichtsnütze Mensch, der die Sünde wie Wasser hineintrinkt?
17
Ich will es dir kundgeben, höre mich; was ich gesehen, will ich dir erzählen.
18
Die Weisen bekennen es und verleugnen ihre Väter nicht.
19
Ihnen allein war das Land gegeben und in ihrer Mitte wandelte kein Fremder.
20
Sein ganzes Leben lang ist der Gottlose übermütig und die Zahl der Jahre seiner Gewalttätigkeit ist ungewiss.
21
Des Schreckens Dröhnen ist immer in seinen Ohren, und wenn gleich Friede ist, argwöhnt er immer Nachstellungen.
22
Nicht glaubt er, aus der Finsternis in das Licht zurückkehren zu können, nach allen Seiten schaut er sich nach dem Schwerte um.
23
Macht er sich auf, um Brot zu suchen, so weiß er, dass der Tag der Finsternis ihm nahe ist.
24
Trübsal wird ihn schrecken und Angst ihn wie mit einem Walle umgeben, wie einen König, der sich zum Kampfe rüstet.
25
Denn wider Gott streckte er seine Hand aus und zeigte seine Kraft wider den Allmächtigen.
26
Er stürmte wider ihn an mit vorgerecktem Halse und waffnete sich mit feistem Nacken.
27
Sein Antlitz bedeckte Fett und Speck hängt herab von seinen Seiten.
28
Er wohnte in zerstörten Städten und in verödeten Häusern, die in Schutthaufen verwandelt sind.
29
Nicht wird er reich werden und sein Wohlstand wird nicht dauern noch wird er in die Erde seine Wurzel tief einsenken.
30
Er wird der Finsternis nicht entkommen, die Flamme wird seine Zweige verdorren und er wird hinweggerafft werden von dem Hauche seines Mundes.
31
In eitlem Irrtume befangen, wird er nicht glauben, dass er um irgend einen Preis erlöst werden könne.
32
Ehe seine Tage voll sind, wird er umkommen und seine Hände werden verdorren.
33
Wie ein Weinberg, der in der ersten Blüte verletzt worden, wird seine Traube sein und wie ein Ölbaum, der seine Blüten abwirft.
34
Denn die Genossenschaft des Heuchlers ist unfruchtbar und Feuer frisst die Gezelte derer, die gern Geschenke nehmen.
35
Er hat Unheil empfangen und Freveltat geboren und sein Schoß bereitet Trug.