Das Wort Bin Ich

Das Buch Hiob (Ijob)

Volksbibel 2000 :: Allioli - Arndt Bibel

- Kapitel 16 -

Hiob macht seinen erbarmungslosen Freunden Vorwürfe

1
Darauf erwiderte Ijob:
2
"Genugsam gehört habe ich derlei Geschichten - ihr alle seid leidige Tröster!
3
Ist nun zu Ende das windige Geschwätz? Was reizt dich, mir so zu entgegnen?
4
Daherschwatzen könnte auch ich wie ihr, wenn ihr hier läget statt meiner! - Schöne Reden wollt ich euch halten, über euch wiegen bedauernd das Haupt.
5
Ich wollte euch schon stärken mit Worten, mit Trostgebärden würzen die Rede!
6
Doch rede ich nun, so wird mein Schmerz nicht erleichtert, und laß ich es, wie ginge er dann von mir?
7
Wahrlich, nun hat meine Qual mich erschöpft, meine Sippe hast ganz du vernichtet.
8
Mich hast du gepackt. Zeugnis legen wider mich ab die Verleumder, schleudern ins Angesicht mir die Klage.
9
In Stücke reißt mich ihr Grimm! Sie fallen mich an, gegen mich fletschen sie die Zähne, drohend funkeln mich an meine Feinde.
10
Sie schnappen nach mir mit dem Maul, schlagen mich schmählich auf die Wange, gütlich tun sich an mir alle.
11
Bösewichtern gibt Gott mich preis, in die Hände der Frevler läßt er mich fallen.
12
Friedvoll lebte ich - da hat er mich aufgestört, mich rücklings gepackt und zerschmettert, als Zielpunkt hat er mich aufgestellt, rings umschwirren mich seine Pfeile,
13
erbarmungslos durchschießt er meine Nieren, meine Galle gießt er zur Erde.
14
Bresche auf Bresche reißt er in mich, rennt wider mich an wie ein Kriegsheld.
15
Sacktuch trage ich auf bloßem Leib, mein Stolz hat gebeugt sich zum Staube.
16
Mein Angesicht ist gerötet vom Weinen, Todesnacht liegt um meine Wimpern.
17
Doch klebt kein Unrecht an meiner Hand; lauter war mein Beten!
18
O Erde, decke nicht zu mein Blut! Nie finde mein Wehruf ein Ende!
19
Doch im Himmel ist noch ein Zeuge für mich, noch lebt mir in der Höhe ein Anwalt.
20
Fürsprecher sind für mich meine Leiden; zu Gott schaut in Tränen mein Auge.
21
Er schafft dem Sterblichen Recht vor Gott, dem Menschen gegenüber seinem Nächsten.
22
Denn nur wenige Jahre bleiben mir noch, den Weg ohne Wiederkehr muß ich dann wandern.

Hiob macht seinen erbarmungslosen Freunden Vorwürfe

1
Job antwortete und sprach:
2
Solches habe ich oftmals gehört, lästige Tröster seid ihr insgesamt.
3
Werden die aufgeblasenen Worte ein Ende nehmen? Oder ist dir etwas lästig, dass du so redest?
4
Auch ich könnte ähnliches reden wie ihr; und o wäre doch eure Seele an der Stelle meiner Seele!
5
so wollte auch ich euch mit Gerede trösten und mein Haupt über euch schütteln
6
und euch mit meinem Munde stärken und meine Lippen bewegen, als hätte ich Mitleid mit euch.
7
Doch was soll ich tun? Wenn ich rede, setzt mein Schmerz nicht aus; schweige ich, so weicht er nicht von mir.
8
Jetzt aber hat mich mein Schmerz ganz niedergedrückt, alle meine Glieder sind zu nichts geworden.
9
Meine Runzeln geben Zeugnis wider mich und der Lügenredner steht auf und widerspricht mir ins Angesicht.
10
Er hat seinen Ingrimm wider mich gesammelt und mir drohend, knirscht er gegen mich mit seinen Zähnen, als mein Feind hat er seinen Blick mit schrecklichen Augen auf mich gerichtet.
11
Sie rissen wider mich ihre Mäuler auf und schlugen mich höhnend auf die Wange und sättigten sich an meinen Peinen.
12
Gott hat mich dem Ungerechten übergeben, den Händen der Gottlosen mich überlassen.
13
Ich, einst so reich, bin plötzlich zermalmt worden; er fasste mich bei dem Nacken, zerschmetterte mich und stellte mich zur Zielscheibe für sich aus.
14
Er umgab mich mit seinen Speeren, verwundete schonungslos meine Lenden und schüttete meine Eingeweide auf die Erde aus.
15
Er schlug mir Wunde über Wunde und stürmte gegen mich an wie ein Riese.
16
Ich nähte ein Trauerkleid um meine Haut und bedeckte meinen Leib mit Asche.
17
Mein Angesicht ist angeschwollen vom Weinen und meine Augenlider sind verdunkelt.
18
Das habe ich gelitten, obwohl keine Ungerechtigkeit in meiner Hand und mein Gebet zu Gott rein war.
19
O Erde! bedecke mein Blut nicht und mein Geschrei finde auf dir keine Stätte, sich zu verbergen!
20
Denn siehe, im Himmel ist mein Zeuge und der mich kennt, in der Höhe.
21
Meine Freunde sind reich an spottenden Worten, zu Gott blickt mein Auge tränend empor.
22
O möchte der Mensch mit Gott so ins Gericht treten können, wie ein Menschenkind ins Gericht tritt mit seinesgleichen!
23
Denn siehe, die kurzen Jahre gehen vorüber und ich wandle den Pfad dahin, auf dem ich nicht zurückkommen werde.