Das Wort Bin Ich

Das Buch Rut

Volksbibel 2000 :: Allioli - Arndt Bibel

- Kapitel 3 -

Ruts Erlösung ist gesichert

1
Eines Tages sagte ihre Schwiegermutter Noomi zu ihr: "Liebe Tochter, soll ich dir nicht ein Heim verschaffen, das dir gefällt?
2
Nun denn: Boas, unser Verwandter, mit dessen Mägden du zusammengewesen bist, worfelt diese Nacht Gerste auf der Tenne.
3
Wasche und salbe dich, lege deine besten Kleider an und gehe hinab zur Tenne! Sorge dafür, daß er dich nicht sieht, bevor er mit Essen und Trinken fertig ist!
4
Wenn er sich dann schlafen legt, so merke dir die Stelle, wo er liegt! Dann gehe hin, hebe die Decke zu seinen Füßen auf und lege dich hin! Er wird dir dann schon sagen, was du tun sollst."
5
Sie antwortete ihr: "Alles, was du mir sagst, will ich tun."
6
Sie ging nun zur Tenne hinab und tat genau so, wie ihre Schwiegermutter sie geheißen hatte.
7
Als Boas gegessen und getrunken hatte und guter Dinge war, legte er sich hinter dem Getreidehaufen schlafen. Da kam sie heimlich herbei, hob die Decke zu seinen Füßen auf und legte sich hin.
8
Um Mitternacht fuhr der Mann auf, beugte sich vor und sah eine Frau zu seinen Füßen liegen.
9
Als er fragte: "Wer bist du?," antwortete sie: "Rut, deine Magd. Breite den Zipfel deines Gewandes über deine Magd aus! Denn du bist ein lösepflichtiger Verwandter."
10
Er erwiderte: "Gesegnet seist du vom Herrn, meine Tochter! Die Liebe, die du jetzt zeigst, ist schöner als die vordem, weil du nicht jungen Männern, ob armen oder reichen, nachliefst.
11
Nun denn, meine Tochter, sei unbesorgt! Alles, was du verlangst, will ich dir tun. Jeder in der Stadt weiß ja, daß du eine brave Frau bist.
12
Nun ist es allerdings wahr, daß ich die Lösepflicht habe, aber es gibt noch einen anderen, der die Lösepflicht hat und näher mit dir verwandt ist als ich.
13
Bleibe diese Nacht hier! Will er morgen seiner Lösepflicht gegen dich nachkommen, gut, so kann er es tun. Hat er aber keine Lust dazu, sich seiner Lösepflicht dir gegenüber zu entledigen, so werde ich mich deiner annehmen, so wahr der Herr lebt. Schlafe jetzt ruhig bis zum Morgen!"
14
Nachdem sie bis zum Morgen zu seinen Füßen geschlafen hatte, erhob sie sich, bevor man einander erkennen konnte. Er sagte: "Es soll nicht bekannt werden, daß eine Frau auf die Tenne gekommen ist."
15
Dann forderte er sie auf: "Reiche den Überwurf her, den du trägst, und halte ihn hin!" Sie hielt ihn hin, und er maß ihr sechs Maß Gerste hinein und lud sie ihr auf. Danach ging er in die Stadt.
16
Als sie zu ihrer Schwiegermutter kam, fragte diese: "Was hast du erreicht, liebe Tochter?" Sie erzählte ihr genau, wie sich der Mann ihr gegenüber verhalten hatte.
17
"Diese sechs Maß Gerste," sagte sie, "hat er mir geschenkt. Denn er meinte:>Du darfst nicht mit leeren Händen zu deiner Schwiegermutter kommen<."
18
Da sagte diese: "Warte nun ruhig ab, liebe Tochter, bis du weißt, wie die Sache ausläuft! Denn der Mann wird nicht eher ruhen, bis er die Sache heute noch erledigt hat."

Ruts Erlösung ist gesichert

1
Als sie aber wieder zu ihrer Schwiegermutter zurückkam, vernahm sie von dieser: Meine Tochter! ich will Ruhe für dich suchen und sorgen, dass es dir wohl gehe.
2
Dieser Booz, zu dessen Mägden du dich auf dem Acker gehalten hast, ist unser Verwandter; und diese Nacht worfelt er auf der Tenne Gerste.
3
Darum wasche dich und salbe dich, lege deine besten Gewänder an und gehe zur Tenne hinunter; lass dich aber nicht von dem Manne sehen, bevor er aufgehört hat zu essen und zu trinken.
4
Wenn er aber schlafen gegangen ist, so merke dir den Ort, wo er schläft, alsdann gehe hinzu, hebe die Decke, mit der er bedeckt ist, an der Seite der Füße auf und lege dich hin und bleibe da liegen; er selbst wird dir sagen, was du tun sollst.
5
Sie antwortete: Alles, was du befiehlst, werde ich tun.
6
Hierauf ging sie zur Tenne hinunter und tat alles, was ihre Schwiegermutter ihr aufgetragen hatte.
7
Als nun Booz gegessen und getrunken hatte und fröhlicher geworden war und sich bei einem Haufen Garben schlafen gelegt hatte, nahte sie heimlich, hob die Decke von seinen Füßen auf und legte sich nieder.
8
Und siehe, schon um Mitternacht fuhr der Man auf und erschrak; denn er sah eine Frau zu seinen Füßen liegen.
9
Und er sprach zu ihr: Wer bist du? Sie antwortete: Ich bin Ruth, deine Magd; breite deinen Mantel aus über deine Magd, denn du bist mein Verwandter.
10
Er sprach: Gesegnet bist du vom Herrn, o Tochter! Denn du hast deine frühere Barmherzigkeit durch die nachfolgende übertroffen, weil du nicht den Jünglingen nachgingest, weder armen noch reichen.
11
Fürchte dich also nicht, sondern wie du mir sagst, so will ich an dir handeln; denn das ganze Volk, das innerhalb der Tore meiner Stadt wohnt, weiß, dass du eine tugendhafte Frau bist.
12
Auch leugne ich nicht, dass ich dein Verwandter bin; aber es ist ein anderer da, der noch näher verwandt ist als ich.
13
Ruhe diese Nacht; und wenn er dich morgen nach dem Rechte der Verwandtschaft behalten will, so ist es wohlgetan; will er aber nicht, so werde ich dich ohne Bedenken nehmen, so wahr der Herr lebt. Schlafe bis morgen!
14
Sie schlief also zu seinen Füßen, bis die Nacht vorüber war. Dann erhob sie sich, ehe noch ein Mensch den andern erkennen konnte, und Booz sprach: Habe acht, dass es niemanden bekannt werde, dass du hierher gekommen bist!
15
Alsdann sprach er: Breite deinen Mantel aus, den du trägst, und halte ihn mit beiden Händen. Sie breitete ihn aus und hielt ihn hin, und er maß ihr sechs Maß Gerste ab und legte sie ihr auf. Mit diesen ging sie in die Stadt
16
und kam zu ihrer Schwiegermutter. Diese sprach zu ihr: Was hast du ausgerichtet, meine Tochter? Da erzählte sie ihr alles, was der Mann ihr getan hatte,
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und sprach: Siehe, sechs Maß Gerste hat er mir gegeben und gesagt: Ich will dich nicht leer zu deiner Schwiegermutter zurückkehren lassen.
18
Noemi sprach: Gedulde dich, meine Tochter, bis wir sehen, welchen Ausgang die Sache nimmt; denn der Mann wird nicht ruhen, ehe er erfüllt, was er gesprochen hat.