Das Wort Bin Ich

Der Psalter (Psalmen)

Volksbibel 2000 :: Allioli - Arndt Bibel

- Kapitel 88 -

Tag und Nacht schreie ich vor dir

1
[Ein Lied, ein Psalm von den Korachitern; dem Chormeister; zu singen nach der Melodie: "Die Krankheit"; ein Lehrgedicht von Heman, dem Esrachiter.] Herr, du Gott meines Heils, ich rufe vor dir bei Tag und bei Nacht.
2
Laß mein Gebet vor dich kommen! Meinem Flehen neige dein Ohr!
3
Denn vom Leid gesättigt ist meine Seele. Der Unterwelt nah ist mein Leben.
4
Man zählt mich schon zu den Sterbenden. Wie ein Mann bin ich, der ohne Kraft,
5
verlassen unter den Toten, den Erschlagenen gleich, die im Grab ruhen, deren du nicht mehr gedenkst, die abgeschnitten sind von deiner Hand.
6
Du stießest mich in die tiefste Grube, in die Finsternis, in den Abgrund.
7
Schwer lastet dein Zorn auf mir. Alle deine Wogen brausen über mich hinweg.
8
Meine Freunde hältst du von mir fern, machst mich ihnen zum Greuel. Gefangen bin ich und kann nicht hinaus.
9
Meine Augen erlöschen vor Elend. O Herr, Tag für Tag rufe ich zu dir, nach dir breite ich aus meine Hände:
10
Wirst du an Toten noch Wunder tun? Stehen die Schatten auf, dich zu preisen?
11
Rühmt man im Grab deine Güte, im Abgrund deine Treue?
12
Wird man im Dunkel dein Walten verkünden, deine Gerechtigkeit im Land des Vergessens?
13
Doch ich, o Herr, ich schreie zu dir. Mein Gebet steigt auf zu dir am frühen Morgen.
14
Warum, o Herr, verstößt du meine Seele, verbirgst vor mir dein Antlitz?
15
Elend bin ich, von Jugend an dem Tod geweiht; deine Schrecken trage ich ratlos.
16
Deine Zornesglut rast über mich dahin. Deine Schrecknisse drücken mich nieder.
17
Wie Wasser umfluten sie mich jeden Tag, umschließen mich völlig.
18
Fern hältst du Freunde und Gefährten von mir. Nur die Finsternis ist mein Vertrauter.

Tag und Nacht schreie ich vor dir

1
Ein Psalmlied, von den Söhnen Kores, zum Ende, nach Maheleth als Wechselgesang, eine Unterweisung Emans, des Ezrahiters.
2
Herr, du Gott meines Heiles! am Tage rufe ich und nachts vor dir.
3
O lass mein Gebet vor dich kommen, neige dein Ohr meinem Flehen!
4
Denn meine Seele ist mit Leiden erfüllt und mein Leben ist der Unterwelt nahe gekommen.
5
Ich bin denen gleich geachtet, die in das Grab sinken, bin geworden wie ein Mensch ohne Kraft,
6
unter die Toten entlassen, wie die Erschlagenen, die in den Gräbern ruhen, deren du nicht mehr gedenkst, und die von deiner Hand verstoßen sind.
7
Sie senkten mich in die tiefste Grube, in Finsternis und in Todesschatten.
8
Auf mir ruht schwer dein Grimm und alle deine Wogen führst du über mich dahin.
9
Du hast meine Bekannten von mir entfernt, sie machten mich zu einem Abscheu für sich. Ich bin preisgegeben und finde keinen Ausweg,
10
meine Augen verschmachten vor Not. Ich rufe zu dir, o Herr! jeden Tag, ich breite nach dir meine Hände aus.
11
Wirst du an den Toten Wunder tun oder werden Ärzte sie auferwecken, dass jene dich dann preisen?
12
Erzählt man im Grabe deine Gnade und deine Treue im Verderben?
13
Werden in der Finsternis deine Wunder kund und deine Gerechtigkeit im Lande der Verwesung?
14
Dennoch, o Herr! schreie ich zu dir und in der Frühe kommt mein Gebet vor dich.
15
Warum, Herr! weisest du mein Gebet zurück, wendest dein Angesicht von mir ab?
16
Arm bin ich und in Mühen von meiner Jugend an; erhob ich mich, so ward ich gedemütigt und erschreckt.
17
Deine Zornesgluten ergingen über mich und deine Schrecken verwirrten mich.
18
Sie haben mich umgeben wie Wasser den ganzen Tag, mich umringt allzumal.
19
Du hast von mir den Freund und den Nächsten entfernt und meine Bekannten von mir im Unglück.