Das Wort Bin Ich

Das Buch Hiob (Ijob)

Volksbibel 2000 :: Allioli - Arndt Bibel

- Kapitel 21 -

Hiobs Rede über die Bösen

1
Darauf erwiderte Ijob:
2
"Ach, hört meinem Wort doch ruhig zu! Soll dies denn sein euer Trösten?
3
Vergönnt mir doch, daß ich rede; habe ich gesprochen, mögt immer ihr höhnen!
4
Ist mein Klagen denn Alltagsgejammer? Wie? Darf mich nicht packen der Unmut?
5
Hört mich! Erstarrt! Legt die Hand auf den Mund!
6
So ich daran denke, faßt mich ein Schauer, am ganzen Leib ich erbebe.
7
Warum bleiben am Leben die Frevler, werden alt und reich an Besitz?
8
Gesund steht ihr Nachwuchs vor ihnen, und ihre Sprößlinge vor ihren Augen?
9
Sicher vor Gefahr sind ihre Häuser, die Zuchtrute Gottes liegt nicht auf ihnen.
10
Keinen Fehlsprung tut ihr Stier, keinen Fehlwurf ihr Rind beim Kalben.
11
Sie lassen wie Lämmer ihre Kinder hinaus, froh tummeln sich ihre Kleinen,
12
singen zu Pauke und Zither, sind fröhlich beim Klang der Flöte.
13
Sie verbringen voll Glück ihre Tage, in Frieden fahren sie zur Unterwelt,
14
und doch sagten sie zu Gott:>Weiche von uns! Von deinen Wegen wollen wir nichts wissen!
15
Was ist der Allmächtige, daß wir ihm dienen? Was nützt es uns, bittend ihn anzugehen?< -
16
Nicht in ihrer Hand liegt das Glück, fern bleibe mir der Gottlosen Denkart! -
17
Doch: wie oft erlischt denn der Frevler Licht, kommt über sie ihr Verderben? Verhängt er Qualen in seinem Zorn,
18
daß sie wie Häcksel sind vor dem Wind, wie Spreu, die der Sturm entführt?
19
>Seinen Kindern spart Gott das Elend auf?< - Ihm selbst möge er vergelten, daß er selbst es fühle!
20
Mit eigenen Augen soll er sein Unglück sehen, soll selber trinken vom Groll des Allmächtigen!
21
Wie es seinem Haus nach ihm ergeht - was kümmert es ihn, wenn die Zahl seiner Monde vollendet?
22
>Darf man Gott wohl Einsicht lehren, ihn, der richtet in himmlischen Höhen?< -
23
In voller Frische verscheidet der eine, sorgenlos und wohlgemut.
24
Voll von Milch sind seine Kübel, das Mark seiner Knochen ist wohlgenährt.
25
Der andere stirbt in bitterem Weh, hat niemals das Glück gekostet.
26
Nun liegen sie beide gemeinsam im Boden, der Moder deckt sie beide. -
27
Seht, wohl kenne ich eure Gedanken, die Ränke, die ihr sinnt gegen mich!
28
Ihr denkt:>Wo ist nun das Haus des Fürsten, wo das Zelt, darin die Gottlosen wohnten?<
29
Habt ihr denn die nicht um Rat gefragt, die dahinziehen ihrer Wege? Könnt ihr ihr Zeugnis verkennen?
30
Der Böse bleibt am Tag des Verderbens verschont; heil entrinnt er am Tag des Zornes.
31
Wer hält ins Gesicht seinen Wandel ihm vor, wer vergilt ihm, was er getrieben?
32
Man gibt zur Grabstätte ihm noch das Geleit und trägt für ein Grabmal noch Sorge.
33
Sanft liegen des Tales Schollen auf ihm; - hinter ihm ziehen alle Leute und vor ihm eine zahllose Menge:
34
da wollt ihr mich trösten mit Nichtigkeit? - Von euren Einwänden bleibt Falschheit nur übrig!"

Hiobs Rede über die Bösen

1
Job antwortete und sprach:
2
Höret doch meine Reden und tuet Buße!
3
Ertraget mich, und ich will reden, und wenn es euch gut scheint, spottet nach meinen Worten.
4
Ist denn mein Rechten wider einen Menschen gerichtet, dass ich nicht billig betrübt sein sollte?
5
Merket auf mich und entsetzet euch und leget den Finger auf euern Mund!
6
Auch ich, wenn ich daran denke, schaudere und Zittern erfasst mein Fleisch.
7
Warum bleiben denn die Gottlosen am Leben und kommen empor und erstarken durch Reichtum?
8
Ihre Nachkommen bleiben vor ihnen, der Verwandten und Enkel Schar vor ihren Augen.
9
Ihre Häuser sind ungefährdet und in Frieden und die Rute Gottes kommt nicht über sie.
10
Ihr Rind empfängt und verwirft nicht, die Kuh kalbt und verliert ihre Frucht nicht.
11
Ihre Kleinen ziehen aus wie eine Herde und ihre Kinder hüpfen in frohem Spiele.
12
Sie halten Pauken und Zithern und freuen sich beim Klange der Schalmeien.
13
Sie bringen ihre Tage im Wohlleben zu und fahren zur Unterwelt in einem Augenblick.
14
Und das sind jene, die zu Gott sprachen: Weiche von uns, und die Kenntnis deiner Wege wollen wir nicht!
15
Wer ist der Allmächtige, dass wir ihm dienen sollen, und was nützt es uns, wenn wir zu ihm beten?
16
Doch weil ihr Glück nicht in ihren Händen ist, so sei der Gottlosen Gesinnung fern von mir!
17
Wie oft wird die Leuchte der Gottlosen erlöschen und wird über sie eine Wasserflut hereinbrechen! Und wie oft wird Gott die Schmerzen seines Grimmes ihnen zuteilen!
18
Sie werden wie Spreu vor dem Winde sein und wie Asche, die der Sturmwind zerstreut.
19
Gott spart des Vaters Schmerzen für seine Kinder auf; und wenn er ihm vergolten, wird er es inne werden.
20
Seine Augen werden seinen Untergang schauen und er wird vom Grimme des Allmächtigen trinken.
21
Denn was kümmert ihn sein Haus nach seinem Tode, und dass die Zahl seiner Monde abgekürzt ist?
22
Wird etwa jemand Gott Weisheit lehren, ihn, der die Höchsten richtet?
23
Dieser stirbt stark und gesund, reich und glücklich,
24
seine Eingeweide sind voll des Fettes und seine Gebeine sind getränkt mit Mark.
25
Ein anderer aber stirbt in der Bitterkeit der Seele, von allem Reichtum entblößt,
26
Und doch werden sie gleicherweise im Staube ruhen und die Würmer werden beide bedecken.
27
Wahrlich, ich kenne eure Gedanken und die ungerechten Urteile wider mich!
28
Denn ihr sagt: Wo ist das Haus des Fürsten? und wo sind die Gezelte der Gottlosen?
29
Fraget jeden Wanderer, so werdet ihr erfahren, dass er das nämliche einsieht,
30
dass der Böse auf den Tag des Verderbens aufbehalten und dem Tage des Grimmes entgegengeführt wird.
31
Wer wird ihm seinen Wandel ins Angesicht rügen? Und wer wird ihm vergelten, was er getan?
32
Er wird zu Grabe geführt und wacht unter der Schar der Toten.
33
Süß war er den Kieseln des Kocytus, er zieht alle Menschen nach sich und Unzählbare sind, die vor ihm waren.
34
Wie mögt ihr mich also so eitel trösten, da sich eure Antwort als der Wahrheit widerstrebend erwiesen hat?