Das Wort Bin Ich

Die Weisheit Salomos

Lutherbibel :: Allioli - Arndt Bibel

- Kapitel 7 -

Die Vorzüglichkeit der Weisheit: Wie sie zu finden ist

1
Ich bin auch ein sterblicher Mensch gleich wie die andern, geboren vom Geschlechte des ersten, aus Erde geschaffenen Menschen;
2
und bin als Fleisch gebildet im Mutterleib zehn Monden lang, in Blut zusammengeronnen aus Mannessamen durch Lust im Beischlafen,
3
und habe auch, da ich geboren war, Odem geholt aus der gemeinen Luft; und bin auch gefallen aufs Erdreich, das uns alle gleich trägt; und Weinen ist auch gleich wie der andern meine erste Stimme gewesen;
4
und bin in den Windeln auferzogen mit Sorgen.
5
Denn es hat kein König einen andern Anfang seiner Geburt,
6
sondern sie haben alle einerlei Eingang in das Leben und gleichen Ausgang.
7
Darum so bat ich, und mir ward Klugheit gegeben; ich rief, und mir kam der Geist der Weisheit.
8
Und ich hielt sie teurer denn Königreiche und Fürstentümer, und Reichtum hielt ich für nichts gegen sie.
9
Ich verglich ihr keinen Edelstein; denn alles Gold ist gegen sie wie geringer Sand, und Silber ist wie Kot gegen sie zu rechnen.
10
Ich hatte sie lieber denn gesunden und schönen Leib, und erwählte sie mir zum Licht; denn der Glanz, so von ihr ausgeht, verlischt nicht.
11
Es kam mir aber alles Gute mit ihr, und unzähliger Reichtum in ihrer Hand.
12
Ich war in allen Dingen fröhlich. Das macht, die Weisheit ging mir darin vor; ich wußte es aber nicht, daß solches von ihr käme.
13
Einfältig habe ich's gelernt, mild teile ich's mit; ich will ihren Reichtum nicht verbergen.
14
Denn sie ist den Menschen ein unendlicher Schatz; die ihn gebrauchen, werden Gottes Freunde, und sind angenehm, darum daß ihnen gegeben ist, sich weisen zu lassen.
15
Gott aber gebe mir, weislich zu reden, und nach solcher Gabe der Weisheit recht zu denken. Denn er ist's, der auf dem Wege der Weisheit führt und die Weisen regiert.
16
Denn in seiner Hand sind beide, wir selbst und unsre Rede, dazu alle Klugheit und Kunst in allerlei Geschäften.
17
Denn er hat mir gegeben gewisse Erkenntnis aller Dinge, daß ich weiß, wie die Welt gemacht ist, und die Kraft der Elemente;
18
der Zeit Anfang, Ende und Mitte; wie der Tag zu- und abnimmt; wie die Zeit des Jahres sich ändert,
19
und wie das Jahr herumläuft; wie die Sterne stehen;
20
die Art der zahmen und der wilden Tiere; wie der Wind so stürmt; und was die Leute im Sinn haben; mancherlei Art der Pflanzen und Kraft der Wurzeln.
21
Ich weiß alles, was verborgen und offenbar ist; denn die Weisheit, so aller Kunst Meister ist, lehrte mich's.
22
Denn es ist in ihr ein Geist, der verständig ist, heilig, einzig, mannigfaltig, fein, behend, durchdringend, rein, klar, sanft, freundlich, ernst, frei, wohltätig,
23
leutselig, fest, gewiß, sicher; vermag alles, sieht alles und geht durch alle Geister, wie verständig, lauter, fein sie sind.
24
Denn die Weisheit ist das Allerbehendeste; sie fährt und geht durch alles, so gar lauter ist sie.
25
Denn sie ist das Hauchen der göttlichen Kraft und ein reiner Strahl der Herrlichkeit des Allmächtigen; darum kann nichts Unreines zu ihr kommen.
26
Denn sie ist ein Glanz des ewigen Lichts und ein unbefleckter Spiegel der göttlichen Kraft und ein Bild seiner Gütigkeit.
27
Sie ist eine und tut doch alles. Sie bleibt, was sie ist, und erneut doch alles; und für und für gibt sie sich in die heiligen Seelen, und macht Gottes Freunde und Propheten.
28
Denn Gott liebt niemand, er bleibe denn bei der Weisheit.
29
Sie geht einher herrlicher denn die Sonne und alle Sterne; und gegen das Licht gerechnet, geht sie weit vor.
30
Denn das Licht muß der Nacht weichen; aber die Bosheit überwältigt die Weisheit nimmermehr.

Die Vorzüglichkeit der Weisheit: Wie sie zu finden ist

1
Auch ich bin zwar ein sterblicher Mensch, gleich allen, und aus dem Geschlechte jenes erstgeschaffenen Erdensohnes, und ward im Mutterleibe zu Fleisch gestaltet,
2
als ich in zehnmonatlicher Frist im Blute aus Mannessamen zusammenrann, und unter der Lust des Beischlafes.
3
Auch ich atmete bei meiner Geburt die gemeinsame Luft ein, fiel auf die wesensgleiche Erde und der erste Laut, den ich hören ließ, war, wie bei allen anderen, Weinen.
4
In Windeln ward ich auferzogen und mit vieler Sorgfalt genährt.
5
Denn kein König hat einen andern Ursprung seines Werdens gehabt.
6
Für alle also ist derselbe Eingang ins Leben und der Ausgang der gleiche.
7
Darum betete ich und es ward mir Einsicht gegeben, ich rief und der Geist der Weisheit kam über mich.
8
Und ich gab ihr den Vorzug vor Königreichen und Thronen und Reichtum hielt ich für nichts im Vergleich mit ihr.
9
Auch stellte ich ihr nicht kostbares Gestein gleich, denn alles Gold ist im Vergleich mit ihr wie ein wenig Sand und wie Kot wird das Silber neben ihr geachtet.
10
Mehr als Gesundheit und Schönheit liebte ich sie und zog es vor, sie zum Lichte zu haben, denn ihr Glanz ist unauslöschlich.
11
Es kam mir aber alles Gute zugleich mit ihr und unzählbarer Wohlstand durch ihre Hand.
12
Und ich erfreute mich an allem, denn diese Weisheit ging vor mir her und ich wusste nicht, dass sie von allem dem die Mutter ist.
13
Arglos habe ich sie erlernt und neidlos teile ich sie mit und ihren Reichtum verberge ich nicht.
14
Denn sie ist ein unerschöpflicher Schatz für die Menschen; wer ihn benützt, wird der Freundschaft Gottes teilhaftig und um der Gaben der Zucht willen empfohlen.
15
Mir aber verlieh Gott, mit Einsicht zu reden und zu beherzigen, was der mir zuteil gewordenen Gaben würdig ist; denn er ist der Führer zur Weisheit und der Lenker der Weisen,
16
denn in seiner Hand sind wir und unsere Reden und alle Weisheit und Geschicklichkeit und Zucht.
17
Er gab mir ja die wahre Erkenntnis von dem, was ist, so dass ich die Anordnung der Welt und die Kräfte der Elemente verstehe,
18
Anfang, Ende und Mitte der Zeiten, des Umlaufes Veränderungen und den Wechsel der Zeitabschnitte,
19
des Jahres Lauf und den Stand der Gestirne,
20
die Natur der Tiere und die Wut der wilden Tiere, die Gewalt der Winde und die Gedanken der Menschen, die Verschiedenheiten der Pflanzen und die Kräfte der Wurzeln;
21
und alles, was irgend verborgen und unsichtbar ist, habe ich kennen gelernt, denn die Weisheit, die Künstlerin von allem, lehrte es mich.
22
Denn in ihr ist ein Geist des Verstandes, ein heiliger, einzigartiger, mannigfaltiger, feiner, beredter, beweglicher, unbefleckter, zuverlässiger, lieblicher, Gutes liebender, scharfsinniger, unhemmbarer, wohltuender,
23
menschenfreundlicher, gütiger, fester, sorgenfreier, sicherer, allvermögender, alles vorhersehender, alle Geister durchdringender, einsichtsvoller, reiner, feiner Geist.
24
Denn beweglicher als alles Bewegliche ist die Weisheit, sie dringt überall hin kraft ihrer Reinheit.
25
Denn sie ist ein Hauch der Kraft Gottes und gleichsam ein reiner Ausfluss der Herrlichkeit des allmächtigen Gottes, deshalb kommt nichts Unreines zu ihr.
26
Denn sie ist der Abglanz des ewigen Lichtes und der makellose Spiegel der Majestät Gottes und das Abbild seiner Güte.
27
Und da sie einig ist, vermag sie alles; und obgleich in sich bleibend, macht sie alles neu und tritt von Volk zu Volk in die heiligen Seelen ein und macht sie zu Freunden Gottes und zu Propheten.
28
Denn Gott liebt niemanden außer den, der mit der Weisheit wohnt.
29
Denn sie ist herrlicher als die Sonne und übertrifft alle Ordnungen der Gestirne und mit dem Lichte verglichen, wird sie vorzüglicher erfunden.
30
Denn auf dieses folgt die Nacht, aber gegen die Weisheit vermag die Bosheit nichts.