Das Wort Bin Ich

Das Buch Tobias (Tobit)

Lutherbibel :: Allioli - Arndt Bibel

- Kapitel 2 -

Tobias verlässt sein Abendessen, um die Toten zu begraben: Er verliert mit Gottes Erlaubnis sein Augenlicht, um seine Geduld zu beweisen

1
Danach am Feste der Pfingsten, da Tobias in seinem Hause ein herrliches Mahl zugerichtet hatte, sprach er zu seinem Sohne: Gehe hin und lade etliche Gottesfürchtige aus unserm Stamme, daß sie mit uns essen.
2
Und als er wieder heimkam, sagte er dem Vater Tobias, daß einer auf der Gasse erschlagen läge.
3
Da stand Tobias alsbald auf vom Tisch, vor dem Essen, und ging zu dem Leichnam und hob ihn auf und trug ihn heimlich in ein Haus, daß er ihn des Nachts heimlich begrübe.
4
Und als er die Leiche heimlich versteckt hatte, wusch er sich und aß sein Brot mit Trauern
5
und dachte an das Wort, welches der Herr geredet hatte durch Amos, den Propheten:
6
Eure Feiertage sollen zu Trauertagen werden.
7
Und des Nachts ging er hin und begrub den Toten.
8
Seine Freunde aber alle straften ihn und sprachen: Erst neulich hat dich der König um der Sache willen heißen töten und bist kaum davongekommen, und dennoch begräbst du die Toten.
9
Tobias aber fürchtete Gott mehr denn den König und trug heimlich zusammen die Erschlagenen und hielt sie heimlich in dem Hause, und des Nachts begrub er sie.
10
Es begab sich aber an einem Tage, da er heimkam, als er Tote begraben hatte, und müde war, und sich an die Wand des Hofes legte, weil er verunreinigt war, und einschlief,
11
schmeißte eine Schwalbe aus ihrem Nest; das fiel ihm heiß in die Augen; davon ward er blind.
12
Solche Trübsal aber ließ Gott über ihn kommen, daß die Nachkommen ein Beispiel der Geduld hätten wie an dem heiligen Hiob.
13
Denn nachdem er von Jugend auf Gott gefürchtet und seine Gebote gehalten hatte, zürnte und murrte er nicht wider Gott, daß er ihn hatte lassen blind werden, sondern blieb beständig in der Furcht Gottes und dankte Gott all sein Leben lang.
14
Und wie die Könige des heiligen Hiob spotteten, also verlachten Tobias seine eigenen Freunde und sprachen:
15
Wo ist nun dein Vertrauen, darum du deine Almosen gegeben und so viele Tote begraben hast?
16
Und Tobias strafte sie und sprach:
17
Saget nicht also; denn wir sind Kinder der Heiligen und warten auf ein Leben,
18
welches Gott geben wird denen, so im Glauben stark und fest bleiben vor ihm.
19
Hanna aber, sein Weib, die arbeitete fleißig mit ihrer Hand und ernährte ihn mit Spinnen.
20
So begab es sich, daß sie eine junge Ziege heimbrachte, die sie bekommen hatte.
21
Und da sie ihr Mann Tobias hörte blöken, sprach er: Sehet zu, daß es nicht gestohlen sei! Gebet's dem rechten Herrn wieder; denn uns gebührt nicht zu essen vom gestohlenen Gut oder dasselbe anzurühren.
22
Über diese Rede ward seine Hausfrau zornig, antwortete und sprach: Da sieht man, daß dein Vertrauen nichts ist und deine Almosen verloren sind.
23
Mit solchen und andern Worten mehr warf sie ihm sein Elend vor.

Tobias verlässt sein Abendessen, um die Toten zu begraben: Er verliert mit Gottes Erlaubnis sein Augenlicht, um seine Geduld zu beweisen

1
Als aber nach diesen Ereignissen einmal ein Festtag des Herrn war und ein gutes Mahl im Hause des Tobias bereitet war,
2
sprach er zu seinem Sohne: Gehe hin und führe einige aus unserm Stamme herbei, die gottesfürchtig sind, damit sie mit uns speisen.
3
Dieser ging hin, und als er zurückkehrte, teilte er ihm mit, dass einer von den Söhnen Israels getötet auf der Straße liege. Sogleich sprang er von seinem Platze auf, verließ das Mahl und ging nüchtern zu der Leiche,
4
hob sie auf und trug sie heimlich in sein Haus, um sie, wenn die Sonne untergegangen wäre, unbemerkt zu begraben.
5
Nachdem er nun den Leichnam versteckt hatte, aß er sein Brot mit Trauern und Bangen,
6
jenes Wortes gedenkend, welches der Herr durch den Propheten Amos gesprochen: Eure Festtage werden in Klagen und Trauer verwandelt werden.
7
Als aber die Sonne untergegangen war, ging er hin und begrub ihn.
8
Da tadelten ihn alle seine Nachbarn und sprachen: Schon einmal ist um dieser Sache willen der Befehl gegeben worden, dich zu töten, und kaum bist du dem Todesurteil entronnen, so begräbst du schon wieder die Toten!
9
Aber Tobias fürchtete Gott mehr als den König, nahm die Leichname der Getöteten weg, verbarg sie in seinem Hause und begrub sie während der Nacht.
10
Es geschah aber, dass er eines Tages, da er müde vom Begraben nach Hause kam, sich an der Wand niederlegte und einschlief;
11
und da er schlief, fiel ihm aus einem Schwalbenneste warmer Kot auf die Augen, und er ward blind.
12
Diese Prüfung aber ließ der Herr darum über ihn kommen, damit er den späteren Geschlechtern ein Beispiel seiner Geduld gäbe, wie auch der heilige Job.
13
Denn da er von seiner Kindheit an allezeit Gott gefürchtet hatte, so beklagte er sich nicht gegen Gott, dass dies Unglück der Blindheit über ihn gekommen war,
14
sondern beharrte unerschütterlich in der Furcht Gottes, Gott alle Tage seines Lebens Dank sagend.
15
Denn wie Könige den seligen Job beschimpften, so spotteten auch seine Verwandten und Bekannten über sein Leben und sprachen:
16
Wo ist deine Hoffnung, um derentwillen du Almosen gabest und Tote begrubest?
17
Tobias aber schalt sie und sprach: Redet nicht also!
18
Denn wir sind Kinder der Heiligen und erwarten jenes Leben, welches Gott denen geben wird, die ihre Treue gegen ihn niemals ändern.
19
Anna aber, sein Weib, ging täglich zum Weben aus und brachte, was sie mit der Arbeit ihrer Hände zum Unterhalte gewinnen konnte, nach Hause.
20
So geschah es, dass sie einen Ziegenbock erhielt und nach Hause brachte.
21
Als nun ihr Mann denselben meckern hörte, sprach er: Sehet zu, dass er nicht etwa gestohlen sei! Gebet ihn seinen Herren zurück, denn etwas Gestohlenes dürfen wir weder essen noch anrühren!
22
Darauf antwortete sein Weib erzürnt: Offenbar ist deine Hoffnung nichtig geworden, und was dein Almosengeben nützte, zeigt sich jetzt.
23
Mit diesen und andern dergleichen Worten machte sie ihm Vorwürfe.