Ein Gebet in tiefer Bedrängnis
1
Wehe dir, du Räuber! Wirst nicht auch du beraubt werden? Du Verächter! Wirst du nicht auch selbst verachtet werden? Wenn du deinen Raub vollendet, so wirst du beraubt werden; wenn du, müde geworden, vom Verhöhnen ablassen wirst, wirst du verhöhnt werden.
2
Herr! erbarme dich unser, denn auf dich harren wir; sei unser Arm früh morgens und unser Heil zur Zeit der Drangsal.
3
Vor der Stimme des Engels fliehen die Völker; wenn du dich erhebst, zerstreuen sich die Nationen.
4
Und eure Beute wird gesammelt werden, wie man Heuschrecken sammelt, wie wenn die Gräben mit ihnen angefüllt wären.
5
Erhöht ist der Herr, denn er wohnt in der Höhe, er hat Sion mit Recht und Gerechtigkeit erfüllt.
6
Und es wird Treue herrschen zu deiner Zeit, Schätze des Heils, der Weisheit und Erkenntnis; die Furcht des Herrn, dies ist kein Schatz.
7
Siehe, die Sehenden jammern draußen, die Friedensboten weinen bitterlich.
8
Öde liegen die Straßen, der Wanderer zieht nicht mehr des Weges; man bricht den Bund, er hat die Städte niedergeworfen, der Menschen nicht geachtet.
9
Es trauert und schmachtet das Land dahin, beschämt steht der Libanon da und ist befleckt, der Saron ist wie eine Wüste geworden und Basan und Karmel sind entlaubt.
Das drohende Gericht über Zion
10
Nun werde ich aufstehen, spricht der Herr, nun mich erheben, nun mich aufrichten!
11
Glut werdet ihr empfangen und Stoppeln gebären, euer Grimm wird euch wie Feuer vertilgen.
12
Und die Völker werden der Asche nach dem Brande gleich sein, wie Dornen für das Feuer zusammengeschichtet, verbrannt werden.
13
Höret ihr, die ihr fern seid, was ich getan habe; erkennet, ihr Nahen, meine Stärke!
14
Bestürzt sind die Sünder in Sion, Zittern erfasst die Heuchler: "Wer wird von euch mit dem verzehrenden Feuer zusammenwohnen können, wer von euch zusammenwohnen mit ewigen Gluten?“
15
Wer in Gerechtigkeit wandelt und Wahrheit redet, wer Gewinn aus Bedrückung verschmäht und wessen Hand alle Bestechung fernhält, wer sein Ohr verstopft, um von Bluttat nicht zu hören, und seine Augen schließt, um nichts Böses zu sehen,
16
der wird auf Höhen wohnen, Felsenfesten werden seine Hochburg sein; Brot ist ihm gegeben und seine Wasser sind unversieglich.
Das Land des majestätischen Königs
17
Den König in seiner Herrlichkeit werden seine Augen sehen und das Land weithin schauen.
18
Dein Herz wird die Schreckenszeit erwägen. Wo ist nun der Weise, wo der Ausleger der Worte des Gesetzes, wo der Lehrer der Kleinen?
19
Das schamlose Volk siehst du nicht mehr, das Volk von dunkler Rede, so dass du dessen wortreiche Zunge nicht verstehen kannst, das keine Weisheit besitzt.
20
Blicke auf Sion, die Stadt unserer Festfeier! Deine Augen werden Jerusalem schauen als eine reiche Wohnung, als ein Zelt, das nimmermehr abgebrochen werden kann, dessen Pflöcke in Ewigkeit nicht herausgenommen werden, von essen Seilen keines reißt.
21
Denn dort allein verherrlicht sich unser Herr, eine Stätte der Flüsse, da sind sehr breite und weite Ströme, kein Ruderschiff durchschneidet sie und kein großes Kriegsschiff fährt durch dieselben hin.
22
Denn der Herr ist unser Richter, der Herr unser Gesetzgeber, der Herr unser König, er wir uns erretten.
23
Schlaff hängen deine Taue und halten nicht stand, so dass du an deinem Mastbaume die Flagge nicht ausbreiten kannst; dann teilt man Beute in Menge, selbst Lahme machen Beute.
24
Und kein Nachbar sagt: Ich bin schwach! Von dem Volke, das darin wohnt, wird die Schuld hinweggenommen.