Balak schickt nach Bileam
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Hierauf brachen sie auf und lagerten sich in den Ebenen Moabs, wo jenseits des Jordan Jericho liegt.
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Da aber Balak, der Sohn Sephors, alles sah, was Israel an den Amorrhitern getan hatte,
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und dass die Moabiter sich vor ihm fürchteten und seinen Ansturm nicht auszuhalten vermochten,
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sprach er zu den Ältesten von Madian: So wird dieses Volk alle vernichten, die in unsern Gebieten wohnen, wie ein Rind das Gras bis an die Wurzeln abzufressen pflegt. Er war damals König von Moab.
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Da sandte er Boten zu Balaam, dem Sohne Beors, einem Wahrsager, der am Flusse des Landes der Söhne Ammons wohnte, ihn herbeizurufen und ihm zu sagen: Siehe, ein Volk ist aus Ägypten herausgezogen, welches die Oberfläche des Landes bedeckt und nun mir gegenüber lagert.
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So komm denn und verfluche dieses Volk, denn es ist stärker als ich; vielleicht kann ich es dann schlagen und aus meinem Lande hinaustreiben; denn ich weiß, dass gesegnet ist, wen du segnest, und verflucht, wen du verfluchst.
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So zogen den die Ältesten von Moab und die Ältesten von Madian hin, indem sie den Lohn für die Weissagung mit sich nahmen. Als sie zu Balaam kamen und ihm alle Worte Balaks berichteten,
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antwortete dieser: Bleibet diese Nacht hier, ich will euch Antwort geben, was der Herr mir immer sagen wird. Während nun jene bei Balaam weilten, kam Gott und sprach zu ihm:
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Was wollen diese Männer bei dir?
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Er antwortete: Balak, der Sohn Sephors, der König der Moabiter, hat zu mir gesendet
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und mir sagen lassen: Siehe, das Volk, welches aus Ägypten weggezogen ist, bedeckt die Oberfläche des Landes; so komm nun und versuche es, vielleicht kann ich dann wider dasselbe kämpfen und es vertreiben.
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Da sprach Gott zu Balaam: Ziehe nicht mit ihnen und verfluche das Volk nicht; denn es ist gesegnet.
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Balaam also stand des Morgens auf und sprach zu den Fürsten: Ziehet hin in euer Land, denn der Herr hat es mir gewehrt, mit euch zu gehen.
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Die Fürsten also kehrten zurück und sprachen zu Balak: Balaam hat nicht mit uns gehen wollen.
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Da sandte er abermals viel mehr und vornehmere Männer ab, als die, welche er vorher gesandt hatte.
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Als diese zu Balaam kamen, sprachen sie: Also spricht Balak, der Sohn Sephors: Säume nicht, zu mir zu kommen;
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ich bin bereit, dich zu ehren, und will dir alles geben, was du willst; komm und verfluche dieses Volk!
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Balaam antwortete: Wenn mir Balak Silber und Gold gäbe, so viel sein ganzes Haus fassen kann, so könnte ich doch den Ausspruch des Herrn, meines Gottes, nicht ändern, dass ich mehr oder weniger sagte.
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Ich bitte, bleibet auch diese Nacht hier, dass ich zu erfahren vermag, was der Herr mir weiter antworten wird.
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Da kam Gott des Nachts zu Balaam, und sprach zu ihm: Sind diese Männer gekommen, dich zu berufen, so mache dich auf und ziehe mit ihnen; nur tue das, was ich dir befehlen werde.
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Des Morgens machte sich Balaam auf, und sattelte seine Eselin, und zog mit ihnen von dannen.
Bileam, der Esel und der Engel
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Gott aber ward erzürnt. Und der Engel des Herrn stellte sich auf dem Wege Balaam entgegen, der auf der Eselin saß und zwei Knechte bei sich hatte.
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Als die Eselin den Engel mit gezücktem Schwerte in dem Wege stehen sah, wich sie von demselben ab und ging durch das Feld. Da schlug Balaam dieselbe, um sie auf den Weg zurückzubringen.
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Doch der Engel stellte sich in eine Enge zwischen zwei Mauern, mit denen die Weinberge abgegrenzt waren.
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Als die Eselin ihn sah, drängte sie sich an die Wand und presste den Fuß des Reiters. Da schlug er sie wiederum.
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Der Engel aber ging nochmals voraus an eine enge Stelle, wo sie weder zur Rechten noch Linken auszuweichen vermochte, und trat ihr entgegen.
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Da nun die Eselin den Engel stehen sah, fiel sie unter den Füßen ihres Reiters nieder; er aber ward zornig und schlug sie noch heftiger mit dem Stabe in die Seite.
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Da tat der Herr den Mund der Eselin auf, und sie sprach: Was habe ich dir getan, warum schlägst du mich, siehe, nun schon zum dritten Male?
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Balaam antwortete: Weil du es verdient und mit mir Mutwillen getrieben hast; hätte ich nur ein Schwert, dich zu töten!
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Die Eselin sprach: Bin ich nicht dein Tier, auf dem du immer bis auf den heutigen Tag zu reiten pflegtest? Sage, ob ich dir je etwas Ähnliches getan habe? Er antwortete: Niemals.
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Da öffnete der Herr alsbald die Augen Balaams, und er sah den Engel mit gezücktem Schwerte in dem Wege stehen und warf sich vor ihm nieder auf sein Angesicht.
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Der Engel aber sprach zu ihm: Warum schlägst du deine Eselin schon zum dritten Male? Ich bin gekommen, dir entgegenzutreten, weil dein Weg verkehrt und mir zuwider ist.
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Und wäre die Eselin nicht von dem Wege abgebogen und, da ich ihr wehrte, nicht ausgewichen, so hätte ich dich getötet und jene am Leben gelassen.
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Da sprach Balaam: Ich habe gesündigt, ich wusste aber nicht, dass du mir entgegengetreten warst; wenn es dir also missfällt, dass ich weiter ziehe, so werde ich umkehren.
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Der Engel antwortete: Ziehe hin mit jenen Männern, aber hüte dich, etwas anderes zu sprechen, als ich dir befehlen werde zu reden. Da zog er mit den Fürsten fort.
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Als Balak dies vernahm, zog er ihm entgegen bis zu der Stadt der Moabiter, welche an den äußersten Grenzen des Arnon liegt.
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Und er sprach zu Balaam: Ich habe Boten gesendet, um dich zu rufen, warum bist du nicht sogleich zu mir gekommen? Etwa weil ich dein Hierherkommen nicht belohnen kann?
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Balaam antwortete ihm: Siehe, ich bin da. Werde ich aber etwas anderes reden können, als was der Herr mir in den Mund legt?
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Hierauf zogen sie zusammen fort und kamen in die Stadt, welche an den äußersten Grenzen seines Reiches lag.
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Und Balak ließ Rinder und Schafe schlachten und sandte an Balaam und die Fürsten, welche bei ihm waren, Geschenke.
Bileams erste Prophezeiung
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Am Morgen aber führte er ihn auf die Höhen Baals, und er sah den äußersten Teil des Volkes.