Das Wort Bin Ich

Der Prophet Jeremia

Allioli - Arndt Bibel von 1914

- Kapitel 36 -

Die im Tempel gelesene Schriftrolle

1
Und es begab sich im vierten Jahre Joakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda, dass dieses Wort an Jeremias von dem Herrn erging:
2
Nimm eine Buchrolle und schreib alle Worte in dieselbe, die ich zu dir wider Israel und Juda und wider alle Völker gesprochen habe von dem Tage an, da ich zu dir geredet habe, von den Tagen Josias an bis auf diesen Tag.
3
Vielleicht dass, wenn das Haus Juda all das Unheil hört, welches ich ihnen zu tun gedenke, sich ein jeder von ihnen bekehrt von seinem bösen Wege, dass ich alsdann ihre Missetat und Sünde verzeihen möge.
4
Sofort rief Jeremias Baruch, den Sohn des Nerias, und Baruch schrieb nach dem Ausspruche Jeremias alle Worte des Herrn, die er zu ihm geredet hatte, in eine Buchrolle auf.
5
Alsdann gebot Jeremias dem Baruch also: Ich bin gefangen und kann nicht in das Haus des Herrn gehen,
6
so gehe du also hin und lies aus der Rolle, in welche du die Worte des Herrn aus meinem Munde geschrieben hast, vor den Ohren des Volkes im Hause des Herrn am Fasttage und auch vor den Ohren aller von Juda, die aus ihren Städten kommen, und lies ihnen vor;
7
vielleicht fallen sie mit Flehen vor dem Herrn nieder und kehren um, ein jeder von seinem bösen Wege; denn gewaltig ist der Grimm und der Unwille, mit dem der Herr dieses Volk bedroht hat.
8
Da tat Baruch, der Sohn Nerias, alles, was ihm der Prophet Jeremias geboten hatte, und las im Hause des Herrn die Worte des Herrn aus der Rolle vor.
9
Und es begab sich im fünften Jahre Joakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda, im neunten Monate, dass man ein Fasten vor dem Herrn ausrief für das ganze Volk zu Jerusalem und für die gesamte Menge, welche aus den Städten Judas nach Jerusalem zusammengekommen war.
10
Da las Baruch aus der Rolle die Worte Jeremias im Hause des Herrn, in der Kammer Gamarias, des Sohnes Saphans, des Schreibers, im oberen Hofe am Eingange des neuen Tores des Hauses des Herrn, dass alles Volk es hörte.

Die im Palast gelesene Schriftrolle

11
Als nun Michäas, der Sohn Gamarias, des Sohnes Saphans, alle Worte des Herrn aus dem Buche gehört hatte,
12
ging er hinab in das Haus des Königs zu der Halle des Schreibers und siehe, dort saßen gerade alle Fürsten: Elisama, der Kanzler, und Dalajas, der Sohn Semejas, und Elnathan, der Sohn Achobors, und Gamarias, der Sohn Saphans, und Sedekias, der Sohn Hananias, und sämtliche Fürsten.
13
Und Michäas berichtete ihnen alle Worte, die er gehört hatte, als Baruch aus der Rolle vor den Ohren des Volkes vorlas.
14
Da sandten alle Fürsten den Judi, den Sohn Nathanias, des Sohnes Selemias, des Sohnes Chusis, zu Baruch und ließen sagen: Nimm die Rolle, aus welcher du vor dem Volke gelesen hast, mit dir und komm! Da nahm Baruch, der Sohn Nerias, die Rolle mit sich und kam zu ihnen.
15
Sie sprachen zu ihm: Setze dich nieder und lies sie vor unseren Ohren vor.
16
Als sie nun alle die Worte hörten, sahen sie sich untereinander erschrocken an und sprachen zu Baruch: Wir müssen alle diese Worte dem Könige berichten.
17
Und sie fragten ihn weiter und sagten: Sage uns, wie hast du alle diese Reden nach seinem Ausspruche niedergeschrieben?
18
Baruch antwortete ihnen: Er sprach, als ob er läse, so redete er alle diese Worte zu mir, und ich schrieb sie mit Tinte in die Rolle.
19
Da beschieden die Fürsten Baruch: Geh und verbirg dich mit Jeremias, dass niemand wisse, wo ihr seid.

Der König vernichtet Jeremias Schriftrolle

20
Sie aber gingen zum Könige in den Hof, die Rolle indes verwahrten sie in der Kammer Elisamas, des Kanzlers, und meldeten dem Könige persönlich alle diese Dinge.
21
Da sandte der König den Judi, die Rolle zu holen. Derselbe holte sie aus der Halle Elisamas, es Kanzlers, und las sie vor dem Könige und allen Fürsten, welche den König umstanden.
22
Der König aber saß im Winterhaus im neunten Monat; und vor ihm stand ein Becken voll glühender Kohlen.
23
Als nun Judi drei oder vier Blätter gelesen hatte, schnitt er sie mit dem Schreibmesser ab und warf sie in das Feuer, das auf dem Herde war, bis die Rolle im Feuer, das auf dem Herde war, vernichtet war.
24
Doch gerieten sie nicht in Furcht und zerrissen ihre Kleider nicht, weder der König noch alle seine Diener, welche alle diese Reden hörten.
25
Und auch als Elnathan, Dalajas und Gamarias bei dem König Einsprache taten, er möge das Buch nicht verbrennen, hörte er nicht auf sie.
26
Vielmehr befahl der König Jeremiel, dem Sohne Amelechs, und Saraja, dem Sohne Ezriels, und Selemias, dem Sohne Abdeels, Baruch, den Schreiber, und Jeremias, den Propheten, zu ergreifen, aber der Herr hielt sie verborgen.

Jeremia schreibt die Schriftrolle neu

27
Da erging das Wort des Herrn an den Propheten Jeremias, nachdem der König die Rolle verbrannt hatte mit den Aussprüchen, welche Baruch aus dem Munde Jeremias geschrieben, also:
28
Nimm nochmals eine andere Rolle und schreibe in dieselbe alle früheren Aussprüche, welche in der ersten Rolle standen, die Joakim, der König von Juda, verbrannt hat.
29
Und über Joakim, den König von Juda, sollst du also sprechen: So spricht der Herr: Du hast jene Rolle verbrannt, indem du sagtest: Warum hast du in dieselbe Botschaft geschrieben: Eilends wird der König von Babylon kommen und dies Land verwüsten und aus ihm Menschen und Vieh vertilgen?
30
Darum spricht der Herr wider Joakim, den König von Juda, also: Nicht soll ein Nachkomme von ihm auf dem Throne Davids sitzen und sein Leichnam soll der Hitze preisgegeben liegen bei Tage und der Kälte bei Nacht.
31
Und ich will an ihm und seiner Nachkommenschaft und seinen Dienern ihre Frevel ahnden und will über sie und über die Bewohner Jerusalems und über die Männer von Juda all das Unheil kommen lassen, welches ich ihnen angedroht habe, ohne dass sie darauf hörten.
32
Jeremias aber nahm eine andere Rolle und gab sie Baruch, dem Sohne Nerias, dem Schreiber. Dieser schrieb in dieselbe nach dem Ausspruche Jeremias alle Worte des Buches, welches Joakim, der König von Juda, im Feuer verbrannt hatte, und noch viel mehr Worte als zuvor gewesen, wurden hinzugefügt.