Das Wort Bin Ich

Das Buch Ester

Allioli - Arndt Bibel von 1914

- Kapitel 15 -

1
[Auch das Folgende habe ich in der gewöhnlichen Ausgabe beigefügt gefunden.] Und er befahl ihr (ohne Zweifel Mardochäus), zum Könige zu gehen und für ihr Volk und für ihr Vaterland zu bitten.
2
Gedenke (sprach er) der Tage deiner Niedrigkeit, wie du durch meine Hand ernährt wurdest, denn Aman, der nächste nach dem Könige, hat wider uns zum Tode geredet;
3
auch du rufe den Herrn an und rede bei dem Könige für uns und errette uns von dem Tode! Ebenso auch dies, was nun folgt.
4
Am dritten Tage aber legte sie ihre Trauerkleider ab und bekleidete sich mit ihrer Pracht.
5
Und da sie im Glanze der königlichen Gewänder strahlte und Gott, den Lenker und Retter aller, angerufen hatte, nahm sie zwei Dienerinnen zu sich
6
und lehnte sich auf die eine, als könnte sie vor Weichlichkeit und übergroßer Zartheit ihren Körper nicht mehr tragen,
7
die andere Dienerin aber folgte der Gebieterin, die auf den Boden herabsinkenden Gewänder haltend.
8
Ihr Antlitz war von rosiger Farbe übergossen und ihre Augen glänzten, und so verbarg sie es, dass ihr Herz traurig und von übergroßer Furcht beklommen war.
9
So ging sie durch alle Türen nach der Reihe und stellte sich dem Könige gegenüber, da, wo er auf dem Throne seines Reiches saß, angetan mit den königlichen Gewändern, von Gold und kostbaren Steinen strahlend und schrecklich anzusehen.
10
Doch als er sein Angesicht aufhob und den Grimm seines Herzens durch die funkelnden Augen zu erkennen gab, sank die Königin nieder, ihre Farbe verwandelte sich in Blässe und sie ließ kraftlos das Haupt auf ihre Dienerin sinken.
11
da wandte Gott das Herz des Königs zur Sanftmut und eilends sprang er besorgt vom Throne und stützte sie mit seinen Armen, bis sie wieder zu sich kam, und liebkoste sie mit diesen Worten:
12
Was hast du, Esther? Ich bin dein Bruder, fürchte dich nicht!
13
Du sollst nicht sterben; denn dies Gesetz ist für alle andern gegeben, aber nicht für dich.
14
Tritt also herzu und berühre das Zepter!
15
Und da sie schwieg, nahm er den goldenen Stab, legte ihn an ihren Hals, küsste sie und sprach: Warum sagst du nichts zu mir?
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Sie antwortete: Ich sah dich, Herr! wie einen Engel Gottes und mein Herz ward verwirrt aus Furcht vor deiner Herrlichkeit,
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denn du bist sehr wunderbar, Herr! und dein Angesicht ist voller Gnade.
18
Während sie so redete, sank sie wieder nieder und fiel fast in Ohnmacht.
19
Der König aber erschrak und alle seine Diener trösteten sie.