Das Wort Bin Ich

Der Prophet Jeremia

Volksbibel 2000 :: Allioli - Arndt Bibel

- Kapitel 9 -

1
(8:23) O, daß doch ganz Wasser wäre mein Haupt, mein Auge eine Quelle voll Tränen! Weinen wollte ich Tag und Nacht, um der Tochter, meines Volkes, Erschlagene!
2
(9:1) Hätte ich nur in der Steppe eine Wohnstatt! Ich verließe mein Volk und ginge von ihm weg. Denn Ehebrecher sind sie allesamt, eine Rotte von Betrügern.
3
(9:2) "Sie spannen ihre Zungen wie Bogen. Durch Lüge und nicht durch Wahrheit sind sie mächtig im Land. Sie schreiten ja von Bosheit zu Bosheit, mich aber kennen sie nicht," - Spruch des Herrn.
4
(9:3) Hüte sich jeder vor seinem Freund! Keiner traue seinem Bruder! Denn jeder Bruder ist ein Betrüger. Jeder Freund geht aus auf Verleumdung.
5
(9:4) Einer täuscht den anderen, und keiner redet die Wahrheit. Ans Lügen haben sie ihre Zungen gewöhnt. Sie mühen sich ab, verkehrt zu handeln.
6
(9:5) "Du wohnst inmitten der Arglist. Aus Arglist wollen sie mich nicht kennen," - Spruch des Herrn.
7
(9:6) Darum spricht der Herr der Heerscharen: "Siehe, prüfen werde ich sie in der Schmelze. Denn wie kann ich auch anders handeln im Hinblick auf die Tochter, mein Volk?
8
(9:7) Ein mörderischer Pfeil ist ihre Zunge. Trug redet sie. Mit dem Mund spricht man freundlich zum Nächsten, im Herzen aber legt man ihm einen Hinterhalt.
9
(9:8) Sollte ich dergleichen an ihnen nicht ahnden?" - Spruch des Herrn - "Sollte ich an einem solchen Volk mich nicht rächen?"
10
(9:9) Über die Berge will ich anheben ein Weinen und Klagen, ein Trauerlied über die Weideplätze der Steppe. Sie liegen verheert. Kein Wanderer durchzieht sie. Sie lauschen nicht mehr dem Blöken der Herden. Von den Vögeln des Himmel bis zu den Tieren ist alles geflohen, geflüchtet.
11
(9:10) "Zum Steinhaufen will ich Jerusalem machen, zum Aufenthalt der Schakale, und wandeln will ich die Städte Judas zur Wüste, die niemand bewohnt."
12
(9:11) Wer ist der Weise, der dies versteht und verkündet, was der Mund des Herrn zu ihm spricht: Warum zugrunde geht das Land, verödet liegt wie die Wüste, die niemand durchzieht?
13
(9:12) Der Herr spricht: "Weil mein Gesetz sie verließen, das ich ihnen gegeben, und sie auf meine Stimme nicht hörten und nicht danach lebten,
14
(9:13) sondern ihrem eigenen trotzigen Sinn nachgingen und den Baalen, wie ihre Väter sie lehrten,"
15
(9:14) darum spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: "Ich werde sie, dieses Volk, mit Wermut speisen und Giftwasser ihnen zu trinken geben.
16
(9:15) Ich werde sie unter Völker zerstreuen, die weder sie noch ihre Väter gekannt, und hinter ihnen das Schwert hersenden, bis ich sie aufgerieben." -

Das Volk trauert im Gericht

17
(9:16) So spricht der Herr der Heerscharen. - Auf, ruft den Klagefrauen, daß sie kommen! Schickt hin zu den weisen Frauen! Sie sollen kommen!
18
(9:17) Eilends sollen sie kommen, ein Klagelied über uns anzustimmen, daß unsere Augen zerfließen in Tränen, unsere Wimpern triefen von Wasser!
19
(9:18) Horch! Ein Klagelied hört man von Zion her: "Wehe, wir sind vernichtet, gar sehr in Schande geraten! Die Heimat müssen wir lassen! Preisgeben unsere Wohnungen!"
20
(9:19) Hört, ihr Frauen, das Wort des Herrn! Euer Ohr vernehme das Wort seines Mundes! Lehrt eure Töchter den Klagegesang, das Klagelied eine die anderen:
21
(9:20) "Durch die Fenster stieg uns der Tod, drang ein in unsere Burgen. Er raffte das Kind auf der Straße hinweg, die Jugend vom Markt!" -
22
(9:21) Rede: "So lautet der Spruch des Herrn: Da liegen die Leichen der Leute wie Dung auf dem Feld, wie Garben hinter dem Schnitter, die niemand sammelt."
23
(9:22) So spricht der Herr: "Nicht rühme sich der Weise seiner Weisheit! Der Starke rühme sich nicht seiner Stärke und der Reiche rühme sich nicht seines Reichtums!
24
(9:23) Nein, dessen möge sich rühmen, wer sich rühmen will, daß er so klug ist, mich zu erkennen, daß ich der Herr bin, der Gnade, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden. - An solchem habe ich Gefallen," - Spruch des Herrn.
25
(9:24) "Wahrlich, es kommt die Zeit" - Spruch des Herrn - "da suche ich alles heim, was unbeschnitten ist trotz der Beschneidung,
26
(9:25) Ägypten, Juda, Edom, die Ammoniter und Moab und alle mit gestutztem Haar, die in der Wüste wohnen. Denn alle diese Völker da sind unbeschnitten, aber ganz Israel ist unbeschnittenen Herzens."
1
Wer gibt meinem Haupte Wasser und meinen Augen eine Tränenquelle? so wollte ich Tag und Nacht die Erschlagenen der Tochter meines Volkes beweinen!
2
O hätte ich in der Wüste eine Herberge, wie die der Wanderer, so wollte ich mein Volk verlassen und von ihnen hinweggehen! Denn alle sind Ehebrecher, eine Rotte von Treulosen.
3
Sie spannen ihre Zunge wie einen Bogen, um Lüge und nicht Wahrheit zu entsenden; sie haben Macht erlangt im Lande, denn sie schreiten von einer Bosheit zur anderen, mich aber achten sie nicht, spricht der Herr.
4
Ein jeder hüte sich vor seinem Nächsten und traue keinem seiner Brüder, denn jeder Bruder übt Hinterlist und jeder Freund geht mit Betrug um.
5
Ein jeder spottet seines Nächsten und Wahrheit reden sie nicht, Lüge reden lehren sie ihre Zunge und mühen sich ab, Unrecht zu begehen.
6
Du weilst mitten unter Trug; aus Arglist wollen sie mich nicht kennen, spricht der Herr.
7
Darum spricht der Herr der Heerscharen also: Siehe, ich will sie schmelzen und prüfen, denn was soll ich anderes tun an der Tochter meines Volkes?
8
Verwundende Pfeile sind ihre Zungen, die Trug reden; mit ihrem Munde reden sie friedlich zu ihrem Nächsten, im geheimen aber stellen sie ihm nach.
9
Sollte ich solches nicht ahnden, spricht der Herr, und sollte meine Seele an einem solchen Volke nicht Rache nehmen?
10
Über die Berge will ich Weinen und Wehklage erheben und über die Auen der Wüste Klagelieder anstimmen, denn sie sind vom Feuer verzehrt; Niemand wandelt mehr über sie dahin und das Blöken der Herde hört man nicht; alles ist weggezogen und fortgegangen, von den Vögeln des Himmels bis zum Vieh.
11
Und ich werde Jerusalem zu einem Schutthaufen und zur Wohnung der Drachen machen und werde die Städte Judas in eine Wüste verwandeln, in der niemand wohnt.
12
Wer ist der weise Mann, der dies einsieht und zu dem das Wort aus dem Munde des Herrn gelangen soll, dass er es verkünde, warum das Land zugrunde gegangen und ausgebrannt ist, wie die Wüste, so dass niemand es durchzieht?
13
Und der Herr sprach: Weil sie mein Gesetz, das ich ihnen gegeben, verlassen und nicht auf meine Stimme gehört haben und nicht darnach gewandelt sind,
14
sondern ihres Herzens Bosheit und den Baalen nachgewandelt sind, wie sie es von ihren Vätern gelernt haben,
15
darum spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels, also: Siehe, ich werde dies Volk mit Wermut speisen und ihnen Gallentrank zu trinken geben.
16
Und ich werde sie unter Völker zerstreuen, welche sie und ihre Väter nicht gekannt haben, und werde das Schwert hinter ihnen hersenden, bis sie vertilgt sind.

Das Volk trauert im Gericht

17
So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Merket auf und berufet die Klageweiber, dass sie herbeikommen, und sendet nach den weisen Frauen, dass sie hereilen;
18
dass sie eilends kommen und über uns Wehklagen anstimmen; dass unsere Augen Tränen vergießen und unsere Wimpern von Wasser fließen.
19
Denn lautes Wehklagen lässt sich von Sion her vernehmen: Wie sind wir verwüstet und gar sehr mit Schmach bedeckt, denn wir haben das Land verlassen müssen und unsere Wohnungen sind niedergeworfen!
20
Höret also, ihr Frauen! das Wort des Herrn und euer Ohr vernehme das Wort seines Mundes, lehret eure Töchter Klagelieder und eine lehre die andere Trauergesang!
21
Denn der Tod ist durch unsere Fenster emporgestiegen, in unsere Häuser eingedrungen, die Kinder von der Straße wegzuraffen, die Jünglinge von den Plätzen.
22
Sage: So spricht der Herr: Leichen der Menschen werden wie der Dünger auf dem Felde liegen und wie Gras hinter dem, der es mäht, ohne dass jemand es aufsammelt.
23
Also spricht der Herr: Der Weise rühme sich nicht seiner Weisheit und der Starke rühme sich nicht seiner Stärke und der Reiche rühme sich nicht seines Reichtums;
24
sondern dessen rühme sich, wer sich rühmt, dass er Einsicht hat und mich kennt, dass ich der Herr bin, der Erbarmen, Recht und Gerechtigkeit auf Erden übt; denn daran habe ich Wohlgefallen, spricht der Herr.
25
Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, wo ich alle heimsuchen werde, deren Vorhaut beschnitten ist,
26
Ägypten, Juda, Edom, die Kinder Ammons, Moab und alle, deren Haar gestutzt ist, die Bewohner der Wüste; denn alle Völker haben die Vorhaut, das ganze Haus Israel aber ist unbeschnittenen Herzens.