Das Wort Bin Ich

Der Prophet Jeremia

Volksbibel 2000 :: Allioli - Arndt Bibel

- Kapitel 6 -

Drohende Zerstörung aus dem Norden

1
Flieht, Söhne Benjamins, aus Jerusalems Mitte! Zu Tekoa stoßt ins Horn! Nach Bet-Kerem hin schwingt die Fahne! Denn vom Norden droht Unheil, gewaltige Zerstörung.
2
Die Liebliche, die Verwöhnte, die Tochter Zion, ich vernichte sie.
3
Hirten kommen zu ihr mitsamt ihren Herden, schlagen ihre Zelte rings um sie auf. Ein jeder weidet ab seinen Bereich.
4
"Weiht euch zum Kampf wider sie! Auf! Wir wollen am Mittag hinaufziehen! Weh uns! Schon neigt sich der Tag. Schon streckt sich der Abendschatten.
5
Auf! Ziehen wir heran in der Nacht! Zerstören wir ihre Paläste!"
6
Denn so spricht der Heerscharen Herr: "Fällt ihre Bäume! Werft einen Wall auf gegen Jerusalem! Das ist die Stadt, die gestraft werden soll. Überall herrscht in ihr Bedrückung.
7
Wie der Brunnen sein Wasser frisch erhält, so erhält sie frisch ihre Bosheit; von Unrecht und Gewalttat hört man in ihr, Leid und Mißhandlung sind mir ständig vor Augen.
8
Laß dich warnen, Jerusalem! Sonst reiße ich mich von dir los, sonst mache ich dich zur Wüste, zum Land ohne Bewohner."
9
So spricht der Heerscharen Herr: "Gründliche Nachlese wie am Weinstock wird man halten an Israels Überrest, die Hand ausstrecken wie nach den Ranken der Winzer.
10
Zu wem soll ich reden und wen verwarnen, der auf mich hörte? Wahrlich, ihr Ohr ist unbeschnitten, kann es nicht vernehmen! Siehe, das Wort des Herrn ist ihnen zum Spott. Sie finden daran kein Gefallen.
11
Von der Zornesglut des Herrn bin ich übervoll. Ich bin es müde, sie an mich zu halten. Ich muß sie ergießen über das Kind auf der Gasse, über die ganze Schar der Jünglinge. Ja, Männer und Frauen werden gefangen, der Greis samt dem Hochbetagten.
12
Ihre Häuser fallen an Fremde samt Äckern und Frauen. Dieweil ich die Hand ausstrecke gegen des Landes Bewohner," - Spruch des Herrn. -
13
"Denn vom Kleinsten bis hin zum Größten ist alles nur auf eigenen Vorteil bedacht. Propheten wie Priester, alle treiben Betrug.
14
Meines Volkes Zusammenbruch wollen sie heilen, indem sie leichthin>Friede! Friede!< versichern, wo doch kein Friede ist.
15
Schämen sollten sie sich, daß sie Schändliches taten! Aber sie schämen sich nicht. Kein Erröten kennen sie mehr. Darum sollen sie fallen, wenn alles fällt, und stürzen, wenn ich sie strafe," - spricht der Herr.
16
So spricht der Herr: "Beschreitet die rechten Wege, haltet Umschau und fragt nach den Pfaden der Vorzeit, wo der Weg sei zum Heil! Wenn ihr ihn geht, findet ihr Ruhe für eure Seele. Sie aber sprachen: "Wir wollen nicht darauf wandeln!<
17
Wächter stellt ihr für euch auf: Hört auf das Schmettern der Hörner! Sie aber sprachen:>Wir wollen nicht darauf hören!<
18
So hört denn, ihr Völker, vernimm es, Gemeinde, was ihnen geschieht!
19
Höre, o Erde! Siehe, Unheil bringe ich über dies Volk, den Lohn ihrer Pläne! Denn meinen Weisungen folgen sie nicht. Mein Gesetz ist ihnen verwerflich.
20
Was soll mir da noch der Weihrauch aus Saba, das Würzrohr aus fernem Land? Eure Brandopfer mag ich nicht mehr. Eure Schlachtopfer gefallen mir nicht."
21
Darum spricht der Herr: "Siehe, Hemmnisse lege ich diesem Volk in den Weg. Darüber mögen sie stürzen, Väter und Söhne zusammen. Ein Nachbar möge mitsamt dem anderen verderben!"
22
So spricht der Herr: "Siehe, ein Volk kommt vom Nordland her. Ein großes Volk bricht auf von den Enden der Erde.
23
Bogen führt es und Speer. Hart ist es, ohne Erbarmen. Sein Lärmen ist wie das tosende Meer. Auf Pferden stürmt es daher, wie ein Krieger gerüstet zum Kampf gegen dich, Tochter Zion."
24
"Wir haben die Kunde von ihm vernommen: Schlaff sinken herab unsere Hände. Angst faßt uns und Weh wie die Frau beim Gebären."
25
Geht nicht auf das Feld! Tretet nicht auf die Straße! Denn es droht des Feindes Schwert. - Grauen ringsum!
26
Tochter, mein Volk! Lege Sacktuch an! Wirf dich in den Staub! Halte Trauer wie um den einzigen Sohn, bittere Klage: "Plötzlich kam über uns der Verwüster."
27
"Zum Scheidemeister bestelle ich dich für mein Volk, zum Prüfer, seinen Wandel peinlich zu prüfen."
28
Alle sind sie Rebellen und Verleumder; nur Erz und Eisen. Verderbt sind sie alle.
29
Der Blasebalg schnaubt. Unberührt bleibt vom Feuer das Blei. Vergeblich ist alles Schmelzen. Ausscheiden lassen sich nicht die Schlechten.
30
Man nennt sie>verworfenes Silber< - denn verworfen hat sie der Herr.

Drohende Zerstörung aus dem Norden

1
Raffet euch auf, ihr Söhne Benjamins! mitten aus Jerusalem und stoßet in die Posaune zu Thekua und über Bethakarem richtet ein Panier auf, denn Unglück zeigt sich vom Norden her und gewaltige Zerstörung.
2
Einer Schönen und Verzärtelten halte ich die Tochter Sion gleich.
3
Es werden Hirten zu ihr kommen mit ihren Herden, rings um sie her ihre Zelte aufschlagen, ein jeder wird abweiden, was vor ihm liegt.
4
Heiliget euch wider sie zum Kampfe! Auf! Lasset uns noch am Mittage heranziehen! Wehe uns! Es neigt sich der Tag, es strecken sich die Abendschatten!
5
Auf! Lasset uns hinziehen bei Nacht und ihre Häuser zerstören!
6
Denn so spricht der Herr der Heerscharen: Fället ihre Bäume und werfet einen Wall um Jerusalem auf! denn das ist die Stadt, über die Heimsuchung kommt, allenthalben ist Gewalttat in ihrem Innern.
7
Wie eine Zisterne ihr Wasser frisch erhält, so hat sie ihre Bosheit frisch bewahrt; nur von Unrecht und Verwüstung hört man in ihr, Schwäche und Wunden sind stetig vor meinem Angesichte.
8
Lass dich warnen, Jerusalem! dass sich mein Herz nicht von dir abwende, dass ich dich nicht zur Wüstenei, zum Lande mache, das nicht bewohnbar ist.
9
So spricht der Herr der Heerscharen: Wie in einem Weinberge wird man bis auf die letzte Beere Nachlese halten an dem Überreste Israels. Führe immer wieder deine Hand wie der Winzer zum Korbe!
10
Zu wem soll ich reden? Wen soll ich beschwören, dass es höre? Siehe, ihre Ohren sind unbeschnitten und sie vermögen nicht zu hören; siehe, das Wort des Herrn ist ihnen zum Spott geworden und sie nehmen es nicht an.
11
Darum bin ich vom Grimme des Herrn erfüllt und vermag ihn nicht mehr zurückzuhalten. Gieße ihn aus über die Kinder auf der Gasse und über den Kreis der Jünglinge allzumal; denn beide, Mann und Weib, sollen ergriffen werden, Greise und Hochbetagte!
12
Ihre Häuser sollen andern zuteil werden, ihre Äcker und Frauen zumal; denn ich will meine Hand über die Bewohner des Landes ausstrecken, spricht der Herr.
13
Denn vom Geringsten bis zum Größten sind alle der Habsucht ergeben und vom Propheten bis zum Priester üben alle Trug.
14
Sie wollten den Schaden der Tochter meines Volkes schandvoll heilen, indem sie sprachen: Friede, Friede! Wo doch kein Friede war.
15
Sie sind beschämt worden, weil sie Abscheuliches verübt, vielmehr wurden sie nicht schamrot und verstanden nicht, sich zu schämen; darum werden sie unter den Fallenden fallen und zur Zeit ihrer Heimsuchung werden sie zu Boden stürzen, spricht der Herr.
16
Also sprach der Herr: Tretet hin auf die Wege und schauet und fraget nach den Pfaden der Vorzeit, welches der Weg zum Guten sei, und wandelt auf diesem, so werdet ihr Erquickung finden für eure Seelen. Sie aber sprachen: Wir wollen nicht darauf wandeln!
17
Da stellte ich Wächter gegen euch auf: Merket auf den Schall der Posaune! Sie aber sprachen: Wir wollen nicht darauf merken!
18
Darum höret, ihr Völker, und erkenne, du Versammlung, wie Furchtbares ich an ihnen tun werde!
19
Höre es, Erde! Siehe ich will Unglück über dieses Volk bringen, die Frucht ihrer Anschläge; denn sie haben nicht auf meine Worte gehört und mein Gesetz verworfen.
20
Was bringt ihr mir Weihrauch von Saba und süßduftendes Zimmetrohr aus fernem Lande? Eure Brandopfer sind mir nicht angenehm und eure Schlachtopfer gefallen mir nicht.
21
Darum spricht der Herr also: Siehe, ich will diesem Volk Anstoß schaffen, dass Väter und Kinder miteinander darüber stürzen, ein Nachbar mit dem andern zugrunde gehe.
22
So spricht der Herr: Siehe, ein Volk kommt von dem Lande gegen Mitternacht her und ein großes Volk macht sich auf von den Enden der Erde her.
23
Es führt Pfeil und Schild, ist grausam und kennt kein Erbarmen, ihr Lärmen braust wie das Meer und sie reiten auf Rossen, gerüstet wie ein Mann zum Kampfe wider dich, Tochter Sion!
24
Wir haben die Kunde von ihm vernommen und unsere Hände erlahmen; Angst erfasst uns, Wehen wie eine Gebärende.
25
Gehet nicht hinaus auf die Felder und wandelt nicht auf den Wegen! Denn des Feindes Schwert verbreitet ringsumher Schrecken.
26
Tochter meines Volkes! Lege ein Trauergewand an und bestreue dich mit Asche, trage Leid wie um einen eingeborenen Sohn, erhebe bittere Klage, denn plötzlich wird der Verwüster über uns kommen.
27
Dich habe ich zu einem starken Prüfer über mein Volk bestellt, dass du ihren Weg erkennest und prüfest.
28
Alle jene Fürsten sind abtrünnig, wandeln voll Trug, sind Eisen und Erz, alle sind verderbt.
29
Das Gebläse ist ausgegangen, das Blei ward vom Feuer verzehrt, doch umsonst schmolz der Schmelzer, denn ihre Bosheit wurde nicht vernichtet.
30
Nennet sie verworfenes Silber, denn der Herr hat sie verworfen.