Das Wort Bin Ich

Das Buch Hiob (Ijob)

Volksbibel 2000 :: Allioli - Arndt Bibel

- Kapitel 31 -

1
Ein Bündnis schloß ich mit meinen Augen, wie soll ich nach einer Jungfrau da schauen?
2
Was ward mir dort oben von Gott zuteil, vom Allmächtigen im Himmel zum Erbe?
3
Gebührt nicht dem Frevler das Unheil, das Unglück dem Übeltäter?
4
Gibt er auf meine Wege nicht acht, zählt er nicht all meine Schritte?
5
Pflegte mit Lügnern ich Umgang, schritt mein Fuß bei Betrug nicht ein,
6
so möge er mich wiegen mit rechter Waage: Gott wird meine Unschuld erkennen!
7
So mein Schritt gewichen vom Weg, mein Herz gefolgt meinen Augen, an meinen Händen ein Schandfleck klebt,
8
soll, was ich säe ein anderer verzehren, soll entwurzelt sein, was mir aufsprießt!
9
So mein Herz sich betören ließ vom Weib, so ich lauerte an des Nachbarn Türe,
10
soll einem anderen mahlen meine Frau, soll sich zu ihr gesellen ein Fremder!
11
Dies wäre ja Schandtat, ein Frevel, der vor den Richter gehört!
12
Dies wäre ja ein Brand, der bis zum Abgrund frißt und wegrafft all meine Habe!
13
So ich mißachtet das Recht meines Knechtes, meiner Magd, wenn Streit sie mit mir hatten,
14
was könnte ich dann tun, wenn Gott sich erhebt, wenn er nachforscht, was ihm erwidern?
15
Hat nicht im Mutterleib auch ihn mein Schöpfer geschaffen, hat nicht im Mutterschoß uns beide derselbe geformt? -
16
So ich abwies der Armen Begehren, verschmachten ließ die Augen der Witwe,
17
so ich für mich allein meinen Bissen verzehrte, und nicht die Waise ihr Teil davon nahm -
18
wie ein Vater zog ich sie doch von Jugend an auf, und von meiner Mutter Schoß an habe ich sie geleitet, -
19
so ich Verlassene ohne Bekleidung sah, den Armen bar der Decke,
20
und wußten mir nicht seine Hüften Dank, weil sie wärmte die Schur meiner Schafe,
21
so ich je wider Waisen erhob die Faust, weil im Tor ich fand einen Helfer:
22
dann soll sich die Schulter vom Nacken mir lösen, mein Arm aus den Gelenken brechen!
23
Denn das Strafgericht Gottes war mir ein Schrecken; vor seiner Erhabenheit hielte ich nicht stand.
24
So ich auf Gold mein Vertrauen gesetzt, zum Feingold sprach:>Du bist meine Hoffnung!<,
25
so es mich gefreut, daß groß mein Besitz, daß so viel meine Hand schon erworben,
26
so ich zur Sonne geschaut, wie sie strahlt, zum Mond, wie er prangend dahinzieht,
27
mein Herz sich heimlich betören ließ und ich ihnen eine Kußhand emporwarf:
28
auch dies wäre Schuld, die vor den Richter gehört, weil ich Gott in der Höhe verleugnet!
29
So ich Freude gefühlt bei meines Feindes Fall und frohlockte, traf ihn ein Unglück, -
30
meinen Mund habe ich nie der Sünde geliehen, durch einen Fluch sein Leben zu fordern! -,
31
fürwahr, es gestanden meine Zeltgenossen:>Wer wurde vom Fleisch seines Schlachtviehs nicht satt< -,
32
zu nächtigen brauchte der Fremdling nicht draußen, meine Tür stand dem Wanderer offen!
33
So ich, wie Menschen es tun, meine Sünde verheimlicht, meine Schuld in meiner Brust vergraben,
34
weil ich die große Menge gescheut, der Sippen Verachtung gefürchtet, - dann würde ich verstummen, vor die Tür ginge ich nicht!
35
Gäbe es doch einen, der mich hört! Hier meine Unterschrift! - Der Allmächtige gebe mir Antwort! Die Klageschrift, die mein Gegner schrieb, -
36
fürwahr, ich nähme sie auf meine Schulter und wände sie um mich als Ehrenkranz!
37
Die Zahl meiner Schritte wollte ich ihm künden, wie ein Fürst träte ich an ihn heran!
38
So mein Acker wider mich schrie und seine Furchen weinten,
39
weil ich seine Frucht ohne Zahlung verzehrt und so seinen Erbherrn betrübte:
40
soll statt des Weizens die Distel mir sprossen, das Unkraut statt der Gerste!" - Ijobs Reden waren zu Ende.
1
Ich habe einen Bund mit meinen Augen geschlossen, nicht einmal einen Gedanken auf eine Jungfrau zu richten.
2
Denn welches Los bereitete mir Gott dann von oben und welches Erbe der Allmächtige aus der Höhe?
3
Gebührt nicht Verderben dem Bösen und Verstoßung denen, die Ungerechtigkeit tun?
4
Gibt er nicht acht auf meine Wege und zählt er nicht alle meine Schritte?
5
Wenn ich in Falschheit gewandelt bin und mein Fuß zum Betrug geeilt ist,
6
so wäge er mich auf gerechter Waage und Gott erkenne meine Unschuld.
7
Wenn mein Schritt von dem Wege abwich, wenn mein Herz meinen Augen nachfolgte, und wenn ein Makel an meinen Händen haftete,
8
so esse ein anderer, was ich säe, und mein Geschlecht werde entwurzelt!
9
Wenn mein Herz betört ward wegen eines Weibes und ich heimlich an der Tür meines Freundes gelauert habe,
10
so möge mein Weib die Buhlerin eines andern sein und andere mögen sich auf sie hinbeugen;
11
denn eine Schandtat ist das und der ärgste Frevel,
12
ein Feuer ist es, das bis zur Vernichtung verzehrt und alle Gewächse entwurzelt.
13
Fürwahr, ich habe es nicht verschmäht, mich dem Gerichte zu unterziehen mit meinem Knechte und meiner Magd, wenn sie Klage wider mich führten!
14
Was sollte ich denn tun, wenn sich Gott zum Gerichte erhebt? Und wenn er fragt, was sollte ich ihm antworten?
15
Hat nicht, der mich im Mutterleibe bildete, auch ihn erschaffen und der eine mich im Mutterschoße gestaltet?
16
Wahrlich, ich habe den Armen nicht versagt, was sie begehrten, und ließ die Augen der Witwe nicht schmachten;
17
ich habe meinen Bissen nicht allein gegessen, dass die Waise nicht davon mitgenoß.
18
(Von meiner Kindheit an wuchs ja das Erbarmen mit mir auf, aus meiner Mutter Leib kam es mit mir.)
19
Fürwahr, ich habe den nicht verachtet, der umkam, weil er kein Gewand hatte, und den Armen, weil er ohne Bedeckung war;
20
wahrlich, seine Hüften segneten mich und er ward erwärmt von den Fellen meiner Schafe;
21
gegen eine Waise erhob ich nicht meine Hand, auch da, als ich mich in der Torhalle überlegen sah:
22
sonst möge meine Schulter aus ihrem Gelenke fallen und mein Arm werde gebrochen mit seinen Knochen.
23
Denn wie Fluten, die über mir anschwellen, so fürchtete ich immer Gott und seine Last vermochte ich nicht zu ertragen.
24
Wahrlich, auf Gold setzte ich nicht meine Kraft und zu dem funkelnden Metalle sprach ich nicht: Du bist meine Zuversicht!
25
An der Menge meiner Reichtümer habe ich mich nicht ergötzt, und dass meine Hand soviel erworben.
26
Ich habe nicht zur Sonne emporgeschaut, wie sie strahlte, noch zum Monde, da er so klar einherschritt,
27
und nicht freute sich dann im stillen mein Herz noch führte ich dann meine Hand zum Kusse an meinen Mund.
28
Das wäre ein übergroßer Frevel und eine Verleugnung Gottes, des Allerhöchsten.
29
Ich habe mich nicht gefreut bei dem Untergang dessen, der mich hasste, und frohlockte nicht, dass ihn Unglück traf;
30
denn ich gestattete meinem Munde nicht zu sündigen, dass ich ihm fluchend den Tod gewünscht hätte.
31
Wahrlich, die Männer meines Zeltes sprachen: Wer möchte uns von seinem Fleische geben, dass wir satt werden?
32
Nie durfte ein Fremdling draußen bleiben, meine Tür stand dem Wanderer offen.
33
Nicht verhehlte ich nach Menschenart meine Sünde oder verbarg in meinem Busen meine Missetat.
34
Ich erschrak nicht vor der großen Menge und die Schmähung meiner Nächsten schreckte mich nicht, ich schwieg vielmehr und ging zur Tür hinaus.
35
Wer gibt mir jemanden, der mich verhört, dass der Allmächtige mein Verlangen höre und er selber, der richtet, die Klageschrift schreibe.
36
Ich wollte sie auf meiner Schulter tragen und wie eine Krone auf mich legen!
37
Über alle meine Schritte will ich sie verkünden und wie einem Fürsten sie ihm vorlegen!
38
Wenn mein Land wider mich schreit und seine Furchen mit ihm weinen,
39
wenn ich seinen Ertrag gegessen habe ohne Zahlung und die Seele seiner Bebauer betrübt habe:
40
so sollen mir Disteln statt Korn wachsen und Dornengestrüpp statt Gerste. Ende der Worte Jobs.