Das Wort Bin Ich

Das erste Buch Mose: Genesis

Volksbibel 2000 :: Allioli - Arndt Bibel

- Kapitel 27 -

Isaak segnet Jakob

(Hebräer 11,20)
1
Als Isaak alt und sein Auge schwach geworden war, so daß er nicht mehr sehen konnte, rief er seinen älteren Sohn Esau und sagte zu ihm: "Mein Sohn!" - Der antwortete ihm: "Hier bin ich."
2
Da sagte er: "Du siehst, ich bin alt und weiß nicht, wie bald ich sterbe.
3
So nimm nun dein Jagdgerät, deinen Köcher und deinen Bogen, geh hinaus in die Steppe und jage ein Stück Wild für mich!
4
Bereite mir ein schmackhaftes Gericht daraus, wie ich es liebe, und bringe es mir! Dann will ich essen, und meine Seele soll dich dafür segnen, bevor ich sterbe!"
5
Rebekka aber hatte zugehört, als Isaak so mit seinem Sohn Esau redete. - Esau ging nun hinaus in die Steppe, um ein Wild zu erjagen und heimzubringen.
6
Da sagte Rebekka zu ihrem Sohn Jakob: "Ich habe zugehört, wie dein Vater zu deinem Bruder Esau sagte:
7
"Bringe mir ein Stück Wild und bereite mir ein schmackhaftes Gericht! Dann will ich essen und dich vor dem Herrn segnen, bevor ich sterbe.
8
Nun höre, mein Sohn, auf den Rat, den ich dir gebe!
9
Geh hin zur Herde und hole mir von da zwei schöne Ziegenböckchen! Die will ich für deinen Vater zu einem schmackhaften Gericht zubereiten, wie er es liebt.
10
Du bringst sie dann deinem Vater zum Essen, damit er dich segnet, bevor er stirbt."
11
Doch Jakob erwiderte seiner Mutter Rebekka: "Aber mein Bruder Esau ist ein behaarter Mensch, während ich unbehaart bin.
12
Vielleicht betastet mich mein Vater. Dann stehe ich als Betrüger vor ihm da und bringe Fluch statt Segen über mich."
13
Doch seine Mutter antwortete ihm: "Der Fluch, der dir gilt, mein Sohn, treffe mich! Höre auf meinen Rat! Geh und hole mir die Böckchen!"
14
Da ging er sie holen und brachte sie seiner Mutter. Seine Mutter bereitete daraus ein schmackhaftes Gericht, wie sein Vater es liebte.
15
Hierauf holte Rebekka die besten Kleider ihres älteren Sohnes Esau, die sich in ihrem Wohnraum befanden, und zog sie ihrem jüngeren Sohn Jakob an.
16
Die Felle der Ziegenböckchen legte sie ihm um die Arme und um den glatten Hals.
17
Dann gab sie das schmackhafte Gericht samt dem Brot, das sie bereitet hatte, ihrem Sohn Jakob in die Hand.
18
So ging er denn zu seinem Vater hinein und sagte: "Mein Vater!" - Der antwortete: "Hier bin ich. Wer bist du, mein Sohn?"
19
Jakob erwiderte seinem Vater: "Ich bin Esau dein Erstgeborener. Ich habe getan, wie du mir aufgetragen hast. Setze dich aufrecht und iß von dem Wildbret, und dann segne mich!"
20
Doch Isaak fragte seinen Sohn: "Wie hast du so schnell etwas finden können, mein Sohn?" - Der antwortete: "Der Herr, dein Gott, ließ es mir in den Weg laufen."
21
Doch Isaak sagte zu Jakob: "Tritt näher, daß ich dich betaste, meine Sohn, ob du wirklich mein Sohn Esau bist oder nicht!"
22
Jakob trat zu seinem Vater Isaak heran. Der betastete ihn und sagte: "Die Stimme ist zwar Jakobs Stimme, aber die Arme sind Esaus Arme."
23
Er erkannte ihn nicht, weil seine Arme behaart waren wie die Arme seines Bruders Esau; so begrüßte er ihn mit einem Segenswunsch,
24
und fragte noch einmal: "Du bist also wirklich mein Sohn Esau?" - Er antwortete: "Ich bin es."
25
Da sagte Isaak: "So reiche es mir her, daß ich von dem Wildbret meines Sohnes esse und dich dann segne!" Jakob reichte es ihm hin, und er aß. Dann brachte er ihm Wein, und er trank.
26
Hierauf sagte sein Vater Isaak zu ihm: "Komm her, mein Sohn, und küsse mich!"
27
Der trat hinzu und küßte ihn. Als er den Duft seiner Kleider roch, segnete er ihn mit den Worten: "Ja, meines Sohnes Duft ist wie der Duft des Feldes, wenn der Herr es gesegnet.
28
Es gebe dir Gott vom Tau des Himmels und von den Früchten der Erde, Überfluß an Wein und Korn;
29
Völker sollen dir dienstbar sein, und Nationen vor dir sich beugen! Du sollst deiner Brüder Gebieter sein, und deiner Mutter Söhne sollen vor dir sich neigen! Verflucht sei, wer dich verflucht; gesegnet, wer dich segnet!"

Esaus verlorene Hoffnung

30
Als Isaak den Segen über Jakob vollendet hatte und Jakob kaum von seinem Vater Isaak weggegangen war, kam sein Bruder Esau von der Jagd zurück.
31
Auch er bereitete ein schmackhaftes Gericht, brachte es seinem Vater und sagte zu seinem Vater: "Mein Vater setze sich auf und esse vom Wildbret deines Sohnes. Dann segne mich!"
32
Da fragte ihn sein Vater Isaak: "Wer bist du?" - Er sagte: "Ich bin dein Sohn, dein Erstgeborener, Esau."
33
Isaak erschrak über alle Maßen und rief: "Wer war denn der, der ein Wild erjagt und es mir gebracht hat? Ich habe von allem gegessen, bevor du kamst, und habe ihn gesegnet. So wird er auch gesegnet bleiben!"
34
Als Esau die Worte seines Vaters vernahm, stieß er einen lauten Klageruf aus und bat seinen Vater: "Segne auch mich, lieber Vater!"
35
Der antwortete: "Dein Bruder kam mit List und nahm dir den Segen weg."
36
Darauf erwiderte er: "Mit Recht hat man ihm den Namen Jakob gegeben. Schon zweimal hat er mich überlistet: Mein Erstgeburtsrecht hat er mir genommen, und jetzt hat er mich auch noch um den Segen gebracht." Dann fragte er: "Hast du für mich keinen Segen übrigbehalten?"
37
Isaak antwortete dem Esau: "Siehe, ich habe ihn zum Herrn über dich gesetzt und alle seine Brüder ihm zu Knechten gegeben. Mit Korn und Wein habe ich ihn versorgt. Was könnte ich da noch für dich tun, lieber Sohn?"
38
Esau erwidertes seinem Vater: "Hast du nur den einen Segen, guter Vater? Segne auch mich, lieber Vater!" - Und Esau begann laut zu weinen.
39
Da hob sein Vater Isaak an und sprach zu ihm: "Siehe, fern von der Erde Fruchtgefilden wird dein Wohnsitz sein und fern vom Tau des Himmels droben.
40
Leben mußt du von deinem Schwert und dienstbar sein deinem Bruder. Strengst du dich an, so schüttelst du von deinem Nacken sein Joch."

Jakob flieht vor Esau

41
Esau wurde dem Jakob feind wegen des Segens, den ihm sein Vater gegeben hatte, und Esau sagte: "Bald kommt die Zeit, daß man um meinen Vater trauert; dann schlage ich meinen Bruder Jakob tot."
42
Als nun der Rebekka die Äußerungen ihres älteren Sohnes Esau hinterbracht wurden, sandte sie hin, ließ ihren jüngeren Sohn Jakob rufen und sagte zu ihm: "Höre, dein Bruder Esau sinnt auf Rache gegen dich und will dich erschlagen.
43
So folge meinem Rat, lieber Sohn! Mache dich auf und flieh nach Haran zu meinem Bruder Laban!
44
Bleib einige Zeit bei ihm, bis deines Bruders Groll sich legt!
45
Sobald der Zorn deines Bruders von dir abläßt und er vergißt, was du ihm angetan hast, sende ich hin und lasse dich von dort zurückholen. Warum soll ich euch beide an einem Tag verlieren?"
46
Hierauf sagte Rebekka zu Isaak: "Ich bin des Lebens überdrüssig wegen der Hetiterinnen. Holt sich Jakob auch eine solche Hetiterin, eine von den Töchtern des Landes, zur Frau, was hätte ich da noch vom Leben?"

Isaak segnet Jakob

(Hebräer 11,20)
1
Isaak aber ward alt, seine Augen wurden dunkel, und er vermochte nicht mehr zu sehen. Da rief er Esau, seinen älteren Sohn, und sprach zu ihm: Mein Sohn! Er antwortete: Hier bin ich!
2
Und der Vater sprach: Du siehst, ich bin alt geworden und weiß nicht, wann ich sterben werde.
3
So nimm dein Jagdgerät, Köcher und Bogen, und gehe hinaus; und wenn du etwas erjagt hast,
4
so bereite mir davon ein Gericht, wie du weißt, dass ich es gern habe, und bringe es, dass ich es esse; so soll meine Seele dich segnen, bevor ich sterbe.
5
Als Rebekka dies gehört hatte und Esau auf das Feld gegangen war, den Befehl des Vaters zu erfüllen,
6
sprach sie zu Jakob, ihrem Sohne: Ich habe gehört, wie dein Vater mit Esau, deinem Bruder, redete und ihm sagte:
7
Bringe mir von deiner Jagdbeute und bereite mir Speisen, dass ich esse, so will ich dir meinen Segen geben vor dem Herrn, bevor ich sterbe.
8
Nun also, mein Sohn, folge meinem Rate.
9
Gehe zur Herde und hole mir zwei von den besten Ziegenböcken, dass ich deinem Vater davon ein Essen mache, wie er es gerne isst.
10
Wenn du ihm dies hineinträgst und er isst, soll er dir seinen Segen geben, bevor er stirbt.
11
Er aber antwortete ihr: Du weißt, Esau, mein Bruder, ist stark behaart, und ich bin glatt.
12
Wenn mich nun mein Vater betastete und es merkte, so fürchte ich, wird er meinen, ich habe mit ihm Spott treiben wollen, und ich werde über mich Fluch bringen statt des Segens.
13
Da sprach seine Mutter zu ihm: Auf mich komme dieser Fluch, mein Sohn! Höre nur auf meine Stimme; gehe und hole, was ich gesagt habe.
14
Und er ging und holte, und gab es seiner Mutter; sie aber bereitete ein Essen, wie sie wusste, dass sein Vater es gern hatte.
15
Hierauf zog sie ihm Esaus beste Kleider an, die sie im Hause bei sich hatte,
16
und legte die Felle der Ziegenböcke um seine Hände, und bedeckte die Blöße des Halses.
17
Alsdann übergab sie ihm das Gericht und die Brote, die sie gebacken hatte.
18
Da trug er dies alles hinein und sprach: Mein Vater! Dieser aber antwortete: ich höre. Wer bist du, mein Sohn?
19
Jakob sprach: Ich bin Esau, dein Erstgeborener; ich habe getan, wie du mir befohlen hast. So setze dich nun auf und iss von meinem Wildbret, damit mich deine Seele segne.
20
Da sprach Isaak wiederum zu seinem Sohne: Wie hast du sobald etwas finden können, mein Sohn? Er antwortete: Es war Gottes Wille, dass mir bald begegnete, was ich wollte.
21
Und Isaak sprach: Tritt näher zu mir her, mein Sohn, dass ich dich betasten kann, und mich überzeuge, ob du wirklich mein Sohn Esau bist, oder nicht.
22
Da trat er zu seinem Vater hinzu, und Isaak betastete ihn und sprach: Die Stimme ist Jakobs Stimme, aber die Hände sind Esaus Hände.
23
Und er erkannte ihn nicht, denn die haarigen Hände machten ihn dem älteren ähnlich. So segnete er ihn denn
24
und sprach: Du bist mein Sohn Esau? Er antwortete: Ich bin es.
25
Da sprach Isaak: So bringe mir das Essen von deiner Jagd her, mein Sohn! dass meine Seele dich segne. Da brachte er es ihm, und er aß; dann brachte er ihm auch Wein, und er trank.
26
Hierauf sprach er zu ihm: Tritt her zu mir und küsse mich, mein Sohn!
27
Da trat er hinzu und küsste ihn. Als nun Isaak den Wohlgeruch seiner Kleider roch, segnete er ihn alsbald und sprach: Siehe, der Geruch meines Sohnes ist wie der Geruch eines vollen Feldes, das der Herr gesegnet hat.
28
Gott gebe dir vom Tau des Himmels und von dem Fette der Erde, Getreide und Wein im Überfluss.
29
Und es sollen dir Völker dienstbar sein und Stämme sich vor dir niederwerfen; du sollst Herr sein über deine Brüder, und die Söhne deiner Mutter sollen sich vor dir beugen. Wer dir flucht, sei verflucht, und wer dich segnet, erhalte die Fülle des Segens!

Esaus verlorene Hoffnung

30
Kaum hatte Isaak den Segen vollendet und Jakob war hinausgegangen, da kam Esau.
31
und brachte seinem Vater die Speise, welche er von seinem Wildbret bereitet hatte, und sprach: Stehe auf, mein Vater! Und iss von dem Wildbret deines Sohnes, auf dass deine Seele mich segne.
32
Isaak sprach zu ihm: Wer bist du denn? Er antwortete: Ich bin dein erstgeborener Sohn Esau.
33
Da erschrak Isaak über die Maßen, und unbeschreiblich verwundert sprach er: Wer ist denn also der, der vordem ein Wild erjagt und mir gebracht hat, und ich aß von allem, ehe du kamst? Ich habe ihm meinen Segen gegeben, und er wird gesegnet bleiben!
34
Als Esau diese Worte seines Vaters hörte, schrie er überlaut auf und rief tiefbetrübt: Segne auch mich, mein Vater!
35
Er aber sprach: Dein Bruder ist listigerweise gekommen und hat deinen Segen hinweggenommen.
36
Da antwortete jener: Wie Recht ist sein Name Jakob genannt worden, denn nun hat er mich zum zweiten Male überlistet; meine Erstgeburt hat er vorher genommen, und nun hat er auch meinen Segen erschlichen. Und wiederum sprach er zu seinem Vater: Hast du denn nicht auch einen Segen für mich behalten?
37
Isaak antwortete: Ich habe ihn zum Herrn über dich gesetzt, und alle seine Brüder habe ich seiner Dienstbarkeit unterworfen; mit Korn und Wein habe ich ihn reich ausgestattet, was also könnte ich nun noch für dich tun, mein Sohn?
38
Da sprach Esau zu ihm: Hast du denn nur einen Segen, mein Vater? Ich bitte dich, segne auch mich! Und da er seine Stimme erhob und weinte,
39
ward Isaak bewegt und sprach zu ihm: Im Fette der Erde und im Taue vom Himmel von oben her
40
wird dein Segen sein. Vom Schwerte wirst du leben, aber deinem Bruder sollst du dienstbar sein. Jedoch wird die Zeit kommen, da du sein Joch abschütteln und lösen wirst von deinem Halse.

Jakob flieht vor Esau

41
Darum hasste Esau immerdar den Jakob um des Segens willen, den ihm sein Vater gegeben hat, und sprach in seinem Herzen: Es werden Tage der Trauer über meinen Vater kommen; denn ich werde meinen Bruder Jakob töten.
42
Als dies Rebekka berichtet ward, ließ sie Jakob, ihren Sohn, rufen und sprach zu ihm: Siehe, Esau, dein Bruder, droht, dich zu töten.
43
Darum höre nun auf meine Stimme, mein Sohn, mache dich auf, und fliehe zu meinem Bruder Laban in Haran.
44
Bleibe bei ihm einige wenige Tage, bis sich der Grimm deines Bruders legt,
45
und sein Zorn nachlässt, und er vergisst, was du ihm angetan hast; alsdann will ich hinsenden, und dich von dort wieder hierher holen lassen. Warum sollte ich beider Söhne an einem Tage beraubt werden?
46
Da sprach Rebekka zu Isaak: Ich bin des Lebens überdrüssig wegen der Töchter Heths. Wenn Jakob ein Weib nähme aus dem Volke dieses Landes, möchte ich nimmer leben.