Das Wort Bin Ich

Das Evangelium nach Lukas

Menge-Bibel von 1939 mit Apokryphen

- Kapitel 21 -

Die zwei Scherflein der Witwe

(Markus 12,41-44)
1
Als er dann aufblickte(a), sah er, wie die Reichen ihre Gaben in den Opferkasten einlegten.
2
Da sah er auch eine arme Witwe dort zwei Scherflein(b) hineintun
3
und sagte: »Wahrlich ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr als alle anderen eingelegt;
4
denn jene haben alle aus ihrem Überfluß eine Gabe in den Gotteskasten getan, sie aber hat aus ihrer Dürftigkeit alles eingelegt, was sie zum Lebensunterhalt besaß.«

Jesus sagt die Zerstörung des Tempels voraus

(Matthäus 24,1-8; Markus 13,1-8)
5
Als einige dann vom Tempel sagten, er sei (ein Prachtbau) mit herrlichen Steinen und Weihgeschenken geschmückt, antwortete er:
6
»Was ihr da anschaut – es werden Tage kommen, an denen kein Stein auf dem andern liegen bleibt, der nicht niedergerissen wird.«

Die Zeichen der Zeit und das Ende des Zeitalters

7
Da richteten sie die Frage an ihn: »Meister, wann wird dies denn geschehen, und welches ist das Anzeichen dafür, wann dies eintreten wird?«
8
Da antwortete er: »Seht zu, daß ihr nicht irregeführt werdet! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: ›Ich bin es(c)‹, und ›Die Zeit ist nahe!‹ Lauft ihnen nicht nach!
9
Wenn ihr ferner von Kriegen und Aufständen hört, so laßt euch dadurch nicht erschrecken! Denn das muß zuerst kommen, aber das Ende ist dann noch nicht sogleich da.«
(Matthäus 24,9-14; Markus 13,9-13)
10
Hierauf fuhr er fort: »Ein Volk wird sich gegen das andere erheben und ein Reich gegen das andere(d);
11
auch gewaltige Erdbeben werden stattfinden und hier und da Hungersnöte und Seuchen; auch schreckhafte Erscheinungen und große Zeichen vom Himmel her werden erfolgen.«
12
»Aber ehe alles dies geschieht, wird man Hand an euch legen und euch verfolgen, indem man euch an die Synagogen und Gefängnisse überantwortet und euch vor Könige und Statthalter führt um meines Namens willen.
13
Da wird euch dann Gelegenheit geboten werden, Zeugnis (für mich) abzulegen.
14
So beherzigt denn (die Warnung) wohl, daß ihr euch nicht im voraus Sorge über die Art eurer Verteidigung machet;
15
denn ich selbst werde euch Redegabe und Weisheit verleihen, der alle eure Widersacher nicht zu widerstehen noch zu widersprechen imstande sein sollen.
16
Ihr werdet aber sogar von Eltern und Geschwistern, von Verwandten und Freunden überantwortet werden, ja man wird manche von euch töten,
17
und ihr werdet allen um meines Namens willen verhaßt sein.
18
Doch es soll kein Haar von eurem Haupte verlorengehen:
19
durch standhaftes Ausharren werdet ihr euch das Leben gewinnen.«

Die Zerstörung Jerusalems

(Matthäus 24,15-25; Markus 13,14-23)
20
»Wenn ihr aber Jerusalem von Kriegsheeren umlagert seht, dann erkennet daran, daß seine Zerstörung nahe bevorsteht.
21
Dann sollen die (Gläubigen) in Judäa ins Gebirge fliehen und die Bewohner (der Hauptstadt) auswandern und die auf dem Lande Wohnenden nicht in die Stadt hineinziehen;
22
denn dies sind die Tage der Vergeltung(e), damit alles in Erfüllung gehe, was in der Schrift steht.
23
Wehe den Frauen, die in jenen Tagen guter Hoffnung sind, und den Müttern, die ein Kind zu nähren haben! Denn große Not wird im Lande herrschen und ein Zorngericht über dieses Volk ergehen;
24
und sie werden durch die Schärfe des Schwertes fallen und in die Gefangenschaft unter alle Heidenvölker weggeführt werden, und Jerusalem wird von Heiden zertreten werden(f), bis die Zeiten der Heiden abgelaufen sind.«

Das Kommen des Menschensohns

(Matthäus 24,26-31; Markus 13,24-27)
25
»Dann werden Zeichen an Sonne, Mond und Sternen in Erscheinung treten und auf der Erde wird Verzweiflung der Völker in ratloser Angst beim Brausen des Meeres und seines Wogenschwalls herrschen,
26
indem Menschen den Geist aufgeben vor Furcht und in banger Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen werden; denn (sogar) die Kräfte des Himmels werden in Erschütterung geraten(g).
27
Und hierauf wird man den Menschensohn in(h) einer Wolke kommen sehen mit großer Macht und Herrlichkeit(i).
28
Wenn dies nun zu geschehen beginnt, dann richtet euch auf und hebt eure Häupter empor; denn eure Erlösung naht.«

Das Gleichnis vom Feigenbaum

(Matthäus 24,32-35; Markus 13,28-31)
29
Er sagte ihnen dann noch ein Gleichnis: »Seht den Feigenbaum und alle anderen Bäume an:
30
sobald sie ausschlagen, erkennt ihr, wenn ihr es seht, von selbst, daß nunmehr der Sommer nahe ist.
31
So sollt auch ihr, wenn ihr alles dieses eintreten seht, erkennen, daß das Reich Gottes nahe ist.
32
Wahrlich ich sage euch: Dieses(j) Geschlecht wird nicht vergehen, bis alles geschieht.
33
Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nimmermehr vergehen!«

Die Bedeutung des Wachseins

34
»Habt aber auf euch selbst acht, daß eure Herzen nicht etwa durch Schlemmerei und Trunkenheit und Sorgen des Lebens beschwert werden und jener Tag euch unvermutet überfalle wie eine Schlinge;
35
denn hereinbrechen wird er über alle Bewohner der ganzen Erde.
36
Seid also allezeit wachsam und betet darum, daß ihr die Kraft empfanget, diesem allem, was da kommen soll, zu entrinnen und vor den Menschensohn hinzutreten!«
37
Tagsüber war Jesus im Tempel, wo er lehrte; an jedem Abend aber ging er (aus der Stadt) hinaus und übernachtete am sogenannten Ölberg;
38
und das ganze Volk kam schon frühmorgens zu ihm, um ihm im Tempel zuzuhören.

Fußnoten

(a)21:1 = Umschau hielt
(b)21:2 vgl. Markus 12:42
(c)21:8 d.h. Christus, oder: der Messias
(d)21:10Jesaja 19:2
(e)21:225. Mose 32:35
(f)21:24Sacharja 12:3
(g)21:26Jesaja 34:4
(h)21:27 oder: auf
(i)21:27Daniel 7:13
(j)21:32 d.h. das gegenwärtige