Die eitlen Überlegungen der Bösen: Sie verfolgen die Gerechten, besonders den Sohn Gottes
1
Sie denken nämlich bei sich verkehrt und sagen: Kurz und verdrießlich ist die Zeit unsers Lebens und es gibt keine Rettung beim Ende des Menschen, auch ist keiner bekannt, der aus dem Totenreiche zurückgekehrt wäre.
2
Denn aus nichts wurden wir geboren und werden nachher sein, als wären wir nicht gewesen; ist doch der Atem in unserer Nase ein Dunst und die Rede ein Fünkchen bei der Bewegung unsers Herzens.
3
Ist dieses erloschen, so wird unser Leib zu Asche und der Geist verfliegt wie dünne Luft; unser Leben verschwindet wie die Spur einer Wolke und zerfließt wie Nebel, der von den Strahlen der Sonne verscheucht und von ihrer Wärme herabgedrückt worden.
4
Auch unser Name wird zeitig vergessen werden und niemand wird unserer Werke gedenken.
5
Denn wie das Vorübergehen eines Schattens ist unsere Lebenszeit und unser Ende kennt keine Wiederkehr, denn diese ist fest verschlossen und niemand kehrt zurück.
6
Darum kommet und lasset uns die gegenwärtigen Güter genießen, mit Hast das Geschaffene gebrauchen, so lange wir jung sind.
7
Köstliche Weine und Salben wollen wir in Fülle gebrauchen und keine Lenzesblüte entgehe uns.
8
Mit Rosen wollen wir uns bekränzen, ehe sie verwelken; es gebe keine Flur, die unsere Lust nicht durchstreift.
9
Keiner von uns gehe leer aus bei unserm Wohlleben, überall wollen wir Zeichen der Freude hinterlassen; denn dies ist unser Anteil und dies unser Los.
10
Lasset uns den armen Gerechten vergewaltigen und nicht der Witwe schonen noch Ehrfurcht haben vor den grauen Haaren hochbetagter Greise.
11
Unsere Macht gelte als Gesetz der Gerechtigkeit, den was schwach ist, erweist sich als unnütz.
12
Lauern wir also dem Gerechten auf, denn er ist uns unnütz und steht unsern Werken entgegen und die Sünden wider das Gesetz wirft er uns vor und bringt uns in übeln Ruf wegen der Sünden gegen unsere Erziehung.
13
Er rühmt sich, die Erkenntnis Gottes zu besitzen und nennt sich Gottes Sohn.
14
Er ist zum offenen Ankläger unserer Gedanken geworden.
15
Schon sein Anblick ist uns lästig, denn unähnlich anderen ist sein Leben und seine Wege sind abgesondert.
16
Wir gelten ihm als Verworfene und er hält sich von unsern Wegen fern wie von Verunreinigung und zieht das Ende der Gerechten vor und rühmt sich, Gott zum Vater zu haben.
17
Lasset uns denn sehen, ob seine Reden sich bewahrheiten, und lasset uns versuchen, was über ihn kommen wird, und wir werden erfahren, welches sein Ende sein wird.
18
Denn ist er wahrhaft Gottes Sohn, so wird dieser sich seiner annehmen und ihn aus den Händen seiner Widersacher befreien.
19
Durch Schmach und Marter wollen wir ihn prüfen, damit wir seine Unterwürfigkeit erkennen und seine Geduld erproben.
20
Zum schimpflichsten Tode wollen wir ihn verurteilen, denn Heimsuchung wird ihm zuteil werden nach seinen Worten.
21
Solches denken sie und gehen irre, denn ihre Bosheit verblendet sie.
22
Sie erkennen die Geheimnisse Gottes nicht, hoffen nicht auf die Belohnung der Gerechtigkeit und erachten, dass heilige Seelen keinen Ehrenpreis finden.
23
Denn Gott hat den Menschen unsterblich erschaffen und ihn nach seinem Bilde und seiner Ähnlichkeit gemacht,
24
aber durch den Neid des Teufels ist der Tod in die Welt gekommen;
25
diesen aber ahmen alle nach, die auf seiner Seite stehen.