Das Wort Bin Ich

Das Evangelium nach Lukas

Allioli - Arndt Bibel von 1914

- Kapitel 7 -

Jesus heilt den Knecht des Zenturios

(Matthäus 8,5-13; Johannes 4,43-54)
1
Nachdem er aber alle seine Reden vor den Ohren des Volkes vollendet hatte, ging er hinein nach Kapharnaum.
2
Und eines Hauptmanns Knecht, der ihm sehr viel wert war, lag auf den Tod krank darnieder.
3
Da er nun von Jesus gehört hatte, schickte er die Ältesten der Juden zu ihm, und bat ihn, er möchte kommen, und seinen Knecht vom Tode retten.
4
Als diese zu Jesus kamen, baten sie ihn inständig, und sprachen zu ihm: Er ist es wert, dass du ihm dieses gewährest;
5
denn er liebt unser Volk, und die Synagoge hat er uns gebaut.
6
Jesus aber machte sich mit ihnen auf den Weg. Und da er nicht mehr ferne von dem Hause war, schickte der Hauptmann Freunde an ihn, und ließ ihm sagen: Herr! bemühe dich nicht; denn ich bin nicht würdig, dass du unter mein Dach eingehest.
7
Darum habe ich auch mich selbst nicht für würdig erachtet, zu dir zu kommen, sondern sprich ein Wort, so wird mein Knecht gesund sein.
8
Denn auch ich, ob ich gleich unter Obergewalt stehe, bin ein Mensch, der Kriegsleute unter sich hat; und sage ich zu einem: Gehe! so geht er; und zu dem anderen: Komm! so kommt er; und zu meinem Knechte: Tue das! so tut er es.
9
Da Jesus dies hörte, verwunderte er sich, und zu dem ihm folgenden Volke sich wendend sagte er: Wahrlich, ich sage euch, einen so großen Glauben habe ich selbst in Israel nicht gefunden!
10
Und als die, welche gesendet waren, wieder nach Hause kamen, fanden sie den Knecht, der krank gewesen war, gesund.

Jesus erweckt den Sohn der Witwe von Nain

11
Und es geschah hierauf, dass er in eine Stadt ging, welche Naim heißt; und es gingen mit ihm seine Jünger, und viel Volk.
12
Als er aber nahe an das Stadttor kam, siehe, da trug man einen Toten heraus, den einzigen Sohn seiner Mutter, die Witwe war; und viel Volk aus der Stadt ging mit ihr.
13
Da nun der Herr sie sah, ward er von Mitleiden über sie gerührt, und sprach zu ihr: Weine nicht!
14
Und er trat hinzu, und rührte die Bahre an, die Träger aber standen still. Und er sprach: Jüngling, ich sage dir, stehe auf!
15
Da richtete sich der Tote auf, und fing an zu reden. Und er gab ihn seiner Mutter.
16
Es ergriff aber alle Furcht, und sie priesen Gott, und sprachen: Ein großer Prophet ist unter uns aufgestanden, und Gott hat sein Volk heimgesucht.
17
Und es verbreitete sich diese Kunde von ihm in ganz Judäa, und in der ganzen Umgebung.

Johannes der Täufer sendet Boten zu Jesus

(Matthäus 11,1-6)
18
Und es berichteten dem Johannes seine Jünger über alles dieses.
19
Da berief Johannes zwei von seinen Jüngern, und sandte sie zu Jesus, und ließ ihm sagen: Bist du es, der da kommen soll, oder haben wir einen anderen zu erwarten?
20
Und da die Männer zu ihm gekommen, sprachen sie: Johannes, der Täufer, hat uns zu dir gesandt, und lässt dir sagen: Bist du es, der da kommen soll, oder haben wir einen anderen zu erwarten?
21
(Zu eben jener Stunde aber heilte er viele von Krankheiten, Plagen und bösen Geistern, und vielen Blinden schenkte er das Gesicht.)
22
Da antwortete er, und sprach zu ihnen: Gehet hin, und verkündiget Johannes, was ihr gehört und gesehen habt: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf, und Armen wird das Evangelium verkündet;
23
und selig ist, wer sich an mir nicht ärgert!
(Maleachi 3,1-5; Matthäus 11,7-19)
24
Als nun die Abgesandten des Johannes fortgegangen waren, fing Jesus an, von Johannes zum Volke zu sprechen: Was seid ihr hinausgezogen in die Wüste zu sehen? Ein Rohr, das vom Winde hin und her bewegt wird?
25
Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Menschen, mit weichlichen Kleidern angetan? Sehet, die kostbare Kleider haben und in Genüssen leben, sind in den Häusern der Könige.
26
Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Propheten? Ja, ich sage euch, er ist noch mehr als ein Prophet!
27
Dieser ist es, von welchem geschrieben steht: Siehe, ich sende meinen Engel vor deinem Angesichte her, der deinen Weg vor dir bereiten wird.
28
Denn ich sage euch: Kein größerer Prophet ist unter den Weibern Gebornen als Johannes der Täufer; aber der Geringste im Reiche Gottes ist größer als er.
29
Und alles Volk, das ihn hörte, und die Zöllner bezeugten die Gerechtigkeit Gottes über sie, und ließen sich mit der Taufe des Johannes taufen.
30
Die Pharisäer aber und die Gesetzkundigen verachteten den Ratschluss Gottes über sie, und ließen sich nicht von ihm taufen.
31
Der Herr aber sprach: Wem soll ich denn die Menschen dieses Geschlechtes vergleichen? Und wem sind sie gleich?
32
Sie sind Kindern gleich, die auf dem Markte sitzen, und einander zurufen und sprechen: Wir haben euch auf Flöten vorgespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geweinet.
33
Denn Johannes, der Täufer, ist gekommen, und aß kein Brot, und trank keinen Wein, und ihr saget: er hat einen bösen Geist.
34
Der Menschensohn ist gekommen, ißt und trinket, und ihr saget: Sehet, dieser Mensch ist ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund von Zöllnern und Sündern!
35
Und die Weisheit wird gerechtfertiget von seiten aller ihrer Kinder!

Eine sündige Frau erhält Vergebung

(Matthäus 26,6-13; Markus 14,3-9; Johannes 12,1-8)
36
Es bat aber einer von den Pharisäern, dass er bei ihm esse; und er ging in das Haus des Pharisäers, und setzte sich zu Tische.
37
Und siehe, ein Weib, die eine in der Stadt bekannte Sünderin war, erfuhr, dass er in dem Hause des Pharisäers zu Tische sei; und brachte ein Gefäß von Alabaster mit Salböl.
38
stellte sich rückwärts zu seinen Füßen, und fing an seine Füße mit ihren Tränen zu benetzen, und trocknete sie mit den Haaren ihres Hauptes, und küßte seine Füße, und salbte sie mit dem Salböl.
39
Als dies der Pharisäer sah, der ihn geladen hatte, sprach er bei sich selbst: Wenn dieser ein Prophet wäre, so würde er wohl wissen, wer die ist, die ihn berührt, und was sie für ein Weib ist, dass sie eine Sünderin ist.
40
Jesus aber hob an, und sprach zu ihm: Simon! Ich habe dir etwas zu sagen. Er aber Sprach: Meister! sage es.
41
Ein Gläubiger hatte zwei Schuldner. Der eine war ihm fünfhundert Denare schuldig, der andere fünfzig.
42
Da sie aber nichts hatten, womit sie zahlen konnten, schenkte er es beiden. Welcher nun liebt ihn mehr?
43
Simon antwortete, und sprach: Ich erachte, der, dem er das Meiste geschenkt hat. Und Jesus sprach zu ihm: Du hast recht geurteilt!
44
Dann wandte er sich zu dem Weibe, und sprach zu Simon: Siehst du dieses Weib? Ich kam in dein Haus, und du hast mir kein Wasser für die Füße gegeben; diese aber hat meine Füße mit Tränen benetzt, und sie mit ihren Haaren getrocknet.
45
Du hast mir keinen Kuss gegeben; diese aber hat, seit sie hereingekommen ist, nicht aufgehört, meine Füße zu küssen.
46
Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt; diese aber hat meine Füße mit Salböl gesalbt.
47
Darum sage ich dir: Ihr werden viele Sünden vergeben, weil sie viel geliebet hat; wem aber weniger vergeben wird, der liebt auch weniger.
48
Und er sprach zu ihr: Deine Sünden werden dir vergeben!
49
Da fingen die, welche mit zu Tische waren, an, bei sich zu sagen: Wer ist dieser, der sogar Sünden vergibt?
50
Er aber sprach zu dem Weibe: Dein Glaube hat dir geholfen! Gehe hin in Frieden!