Das Wort Bin Ich

Das Evangelium nach Lukas

Allioli - Arndt Bibel von 1914

- Kapitel 23 -

Übergabe Jesu an Pontius Pilatus

(Matthäus 27,11-14; Johannes 18,28-40)
1
Und die ganze Menge derselben erhob sich, und sie führten ihn zu Pilatus.
2
Sie fingen aber an, ihn anzuklagen, und sagten: Diesen haben wir als Aufwiegler unseres Volkes befunden, und als einen, der verbietet, dem Kaiser Steuern zu geben, und sagt, er sei Christus, König.
3
Pilatus aber fragte ihn, und sprach: Du bist der König der Juden? Er antwortete und sprach: Du sagst es!
4
Pilatus aber sprach zu den Hohenpriestern und dem Volke: Ich finde nichts Schuldbares an diesem Menschen.
5
Sie aber wurden ungestüm, und sprachen: Er wiegelt das Volk auf, indem er in ganz Judäa lehrt, von Galiläa angefangen bis hierher.

Jesus steht vor Herodes

6
Da nun Pilatus von Galiläa hörte, fragte er, ob der Mensch ein Galiläer wäre?
7
Und nachdem er erfahren, dass er aus dem Gebiete des Herodes sei, sandte er ihn zu Herodes, der in jenen Tagen ebenfalls zu Jerusalem anwesend war.
8
Als aber Herodes Jesus sah, freute er sich sehr; denn er war seit langer Zeit begierig, ihn zu sehen, weil er vieles von ihm gehört hatte, und hoffte, ein Wunder durch ihn wirken zu sehen.
9
Er stellte auch viele Fragen an ihn; allein er antwortete ihm nichts.
10
Die Hohenpriester aber und Schriftgelehrten standen da, und verklagten ihn unaufhörlich.
11
Da verachtete ihn Herodes mit seinen Kriegsleuten, ließ ihm zum Spotte ein weißes Kleid anziehen, und schickte ihn zu Pilatus zurück.
12
An demselben Tage wurden Herodes und Pilatus Freunde; denn vorher waren sie einander feind.

Er nimmt den Platz von Barabbas ein

(Matthäus 27,15-23; Markus 15,6-11)
13
Pilatus aber rief die Hohenpriester und die Vorsteher und das Volk zusammen,
14
und sprach zu ihnen: Ihr habt diesen Menschen zu mir gebracht als einen Volksaufwiegler, und siehe, ich habe ihn in eurer Gegenwart verhört, und an diesem Menschen nichts Schuldbares gefunden von dem, wessen ihr ihn anklaget.
15
Aber auch Herodes nicht; denn ich habe euch zu ihm gesendet, und siehe, es ist nichts von ihm getan, was ihn des Todes schuldig zeigte.
16
Ich werde ihn also züchtigen, und freigeben.
17
Er musste ihnen nämlich auf das Fest einen freigeben.
18
Da schrie aber der ganze Hause zusammen auf, und rief: Hinweg mit diesem, und gib uns den Barabbas frei!
19
Dieser war wegen eines in der Stadt erregten Aufruhrs und Todtschlages in den Kerker geworfen.
20
Abermals redete nun Pilatus zu ihnen, da er willens war, Jesus freizugeben;
21
sie aber schrien entgegen, und sprachen: Kreuzige, kreuzige ihn!
22
Da sprach er zum dritten Male zu ihnen: Was hat denn dieser Böses getan? Ich finde keine Todesschuld an ihm; ich werde ihn somit züchtigen, und freigeben.
23
Sie aber setzten ihm mit großem Geschrei zu, und forderten, dass er gekreuziget werde; und ihr Geschrei nahm immer zu.
24
Da sprach Pilatus das Urteil, dass nach ihrem Verlangen geschehen solle.
25
Und er gab ihnen jenen los, der wegen Mord und Aufruhr in den Kerker geworfen worden war, den sie verlangten, Jesus dagegen übergab er ihrem Willen.

Der König am Kreuz

(Psalm 22,1-31; Matthäus 27,32-44; Markus 15,21-32; Johannes 19,16-27)
26
Und da sie ihn hinführten, hielten sie einen gewissen Simon von Cyrene an, der vom Lande kam, und legten ihm das Kreuz auf, es Jesus nachzutragen.
27
Es folgte ihm aber eine große Menge Volkes, und Weiber, die ihn beweinten und beklagten.
28
Jesus aber wendete sich zu ihnen, und sprach: Ihr Töchter Jerusalems! weinet nicht über mich, sondern weinet über euch selbst, und über eure Kinder.
29
Denn siehe, es werden Tage kommen, an welchen man sagen wird: Selig sind die Unfruchtbaren, und die Leiber, die nicht geboren, und die Brüste, die nicht genährt haben!
30
Dann wird man anfangen, zu den Bergen zu sagen: Fallet über uns! und zu den Hügeln: Bedecket uns!
31
Denn wenn sie am grünen Holze solches tun, was wird an dem dürren geschehen?
32
Es wurden aber auch zwei andere, Missetäter, mit ihm hinausgeführt, um hingerichtet zu werden.
33
Und als sie an den Ort kamen, den man Schädelstätte heißt, kreuzigten sie ihn daselbst, und die Räuber, den einen zur Rechten, und den andern zur Linken.
34
Jesus aber sprach: Vater! vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun. Und sie teilten seine Kleider unter sich, das Los darüber werfend.
35
Und das Volk stand da und schaute zu. Und die Vorsteher verlachten ihn mit ihnen, und sprachen: Anderen hat er geholfen, er helfe sich selbst, wenn er Christus, der Auserwählte Gottes ist!
36
Es verspotteten ihn aber auch die Soldaten, welche hinzutraten, ihm Essig reichten,
37
und sprachen: Bist du der König der Juden, so hilf dir!
38
Es war aber auch die Aufschrift über ihm geschrieben in griechischer, lateinischer und hebräischer Schrift: Dies ist der König der Juden.
39
Einer aber von den Übeltätern, die am Kreuze hingen, lästerte ihn, und sprach: Wenn du Christus bist, so hilf dir selber und uns!
40
Da antwortete der andere, verwies es ihm, und sprach: Fürchtest auch du Gott nicht, da du doch dieselbe Strafe erleidest?
41
Und wir zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsere Taten verdient haben; dieser aber hat nichts Böses getan.
42
Und er sprach zu Jesus: Herr! gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst.
43
Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir, heute wirst du mit mir im Paradiese sein!

Jesus stirbt am Kreuz

(Psalm 31,1-24; Matthäus 27,45-56; Markus 15,33-41; Johannes 19,28-30)
44
Es war aber um die sechste Stunde, da ward eine Finsternis über die ganze Erde bis zur neunten Stunde.
45
Die Sonne verfinsterte sich, und der Vorhang des Tempels riss mitten entzwei.
46
Und Jesus rief mit lauter Stimme, und sprach: Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist. Und indem er dies sagte, verschied er.
47
Als aber der Hauptmann sah, was geschehen war, pries er Gott, und sprach: Wahrlich, dieser Mensch war ein Gerechter!
48
Und alles Volk, das zusammengeströmt war zu diesem Schauspiel, und sah, was geschah, kehrte an seine Brust schlagend zurück.
49
Es standen auch alle seine Bekannten von ferne, sowie die Frauen, welche ihm aus Galilæa gefolgt waren, und sahen dieses.

Jesus wird im Josephsgrab begraben

(Jesaja 53,9-12; Matthäus 27,57-61; Markus 15,42-47; Johannes 19,38-42)
50
Und siehe, ein Mann, Namens Joseph, ein Ratsherr, ein guter und gerechter Mann,
51
der ihrem Beschlusse und Verfahren nicht beigestimmt hatte, aus Arimathäa, einer Stadt in Judäa, der selbst auch das Reich Gottes erwartete,
52
dieser trat zu Pilatus, und bat um den Leib Jesu.
53
Und er nahm ihn ab, wickelte ihn in Leinwand, und legte ihn in ein ausgehauenes Grab, in das noch niemand gelegt worden war.
54
Es war der Rüsttag, und der Sabbat brach an.
55
Die Frauen aber, welche mit ihm aus Galiläa gekommen waren, folgten nach, und sahen das Grab an, und wie sein Leib beigesetzt war.
56
Und sie kehrten zurück, und bereiteten Spezereien und Salben; am Sabbate aber ruhten sie nach dem Gebote.