Das Wort Bin Ich

Das Evangelium nach Johannes

Allioli - Arndt Bibel von 1914

- Kapitel 18 -

Verrat und Verhaftung in Gethsemane

(Matthäus 26,47-56; Markus 14,43-52; Lukas 22,47-53)
1
Als Jesus dies gesagt hatte, begab er sich mit seinen Jüngern hinaus über den Bach Cedron, wo ein Garten war in diesen trat er mit den Jüngern ein.
2
Es wusste aber auch Judas, welcher ihn verriet, den Ort; denn Jesus war oft mit seinen Jüngern dorthin gekommen.
3
Da nun Judas die Wache mitgenommen hatte und Diener von den Hohenpriestern und Pharisäern, kam er mit Laternen, Fackeln und Waffen dahin.
4
Jesus nun, der alles wusste, was über ihn kommen sollte, trat hervor, und sprach zu ihnen: Wen suchet ihr?
5
Sie antworteten ihm: Jesus von Nazareth. Jesus sprach zu ihnen: ich bin es! Es stand aber auch Judas, der ihn verriet, bei ihnen.
6
Als er ihnen nun sagte: Ich bin es! wichen sie zurück, und fielen zu Boden.
7
Da fragte er sie wiederum: Wen suchet ihr? Sie aber sagten: Jesus von Nazareth.
8
Jesus antwortete: ich habe es euch gesagt, dass ich es bin; wenn ihr also mich suchet, so lasset diese gehen.
9
Damit das Wort erfüllet würde, welches er gesprochen hatte: Die du mir gegeben hast, keinen von ihnen habe ich verloren.
10
Simon Petrus also, der sein Schwert hatte, zog es und schlug den Knecht des Hohenpriesters, und hieb ihm sein rechtes Ohr ab. Der Name des Knechtes aber war Malchus.
11
Da sprach Jesus zu Petrus: Stecke dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch, den mir der Vater gegeben hat, nicht trinken?

Vor dem Hohepriester

12
Die Wache aber, der Kriegsoberst und die Diener der Juden ergriffen Jesus, und banden ihn.
13
Und sie führten ihn zuerst zu Annas; er war nämlich der Schwiegervater des Kaiphas, welcher in diesem Jahre Hoherpriester war.
14
Kaiphas aber war derjenige, welcher den Juden den Rat gegeben hatte: Es ist gut, wenn ein Mensch für das Volk stirbt.

Petrus verleugnet Jesus

(Matthäus 26,69-70; Markus 14,66-68; Lukas 22,54-57)
15
Simon Petrus aber und ein anderer Jünger folgten Jesus nach. Dieser Jünger war dem Hohenpriester bekannt, und ging mit Jesus hinein in den Vorhof des Hohenpriesters.
16
Petrus aber stand draußen am Torweg. Da ging der andere Jünger, welcher dem Hohenpriester bekannt war, hinaus, redete mit der Torhüterin, und führte Petrus hinein.
17
Da sprach die Magd, welche Torhüterin war, zu Petrus: Bist etwa auch du einer von den Jüngern dieses Menschen? Er sprach: Ich bin keiner.
18
Es standen aber die Knechte und die Diener am Kohlenfeuer, und wärmten sich, denn es war kalt; auch Petrus stand bei ihnen, und wärmte sich.

Jesus wird vom Hohenpriester befragt

(Matthäus 26,57-68; Markus 14,53-65; Lukas 22,66-71)
19
Der Hohepriester also fragte Jesus über seine Jünger und über seine Lehre.
20
Jesus antwortete ihm: ich habe öffentlich zu der Welt geredet; ich habe allezeit in der Synagoge und im Tempel gelehrt, wo alle Juden zusammenkommen; und im Verborgenen habe ich nichts geredet.
21
Was fragst du mich? Frage diejenigen, welche gehört haben, was ich zu ihnen geredet habe; siehe, diese wissen, was ich gesagt habe.
22
Als er aber dieses gesagt hatte, gab einer von den Dienern, der dabei stand, Jesus einen Backenstreich, und sprach: So antwortest du dem Hohenpriester?
23
Jesus antwortete ihm: Wen ich unrecht geredet habe, so beweise, dass es unrecht sei; wenn ich aber recht geredet habe, warum schlägst du mich?
24
Und Annas schickte ihn gebunden zu dem Hohenpriester Kaiphas.

Petrus leugnet noch zweimal

(Matthäus 26,71-75; Markus 14,69-72; Lukas 22,58-62)
25
Simon Petrus aber stand da, und wärmte sich. Da sprachen sie zu ihm: Bist etwa auch du einer von seinen Jüngern? Er leugnete, und sprach: Ich bin es nicht.
26
Einer von den Knechten des Hohenpriesters, ein Verwandter desjenigen, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte, sprach zu ihm: Habe ich dich nicht im Garten bei ihm gesehen?
27
Da leugnete Petrus abermals; und sogleich krähte der Hahn.

In Pilatus' Gericht

(Matthäus 27,11-14; Lukas 23,1-5)
28
Sie führten nun Jesus von Kaiphas in das Gerichtshaus. Es war aber früh Morgens. Sie selbst gingen nicht in das Gerichtshaus hinein, damit sie nicht unrein würden, sondern das Ostermahl essen dürften.
29
Pilatus ging also zu ihnen hinaus, und sprach: Welche Anklage bringt ihr gegen diesen Menschen vor?
30
Sie antworteten, und sprachen zu ihm: Wenn dieser kein Übeltäter wäre, so würden wir ihn dir nicht überliefert haben.
31
Da sprach Pilatus zu ihnen: Nehmet ihr ihn hin, und richtet ihn nach euerm Gesetze! Die Juden aber sagten zu ihm: Uns ist es nicht erlaubt, jemanden zu töten.
32
Damit das Wort Jesu erfüllet würde, das er gesagt hatte, um anzudeuten, welches Todes er sterben werde.
33
Da ging Pilatus wieder in das Gerichtshaus hinein, rief Jesus, und sprach zu ihm: Bist du der König der Juden?
34
Jesus antwortete: Sagst du dieses von dir selbst, oder haben es dir andere von mir gesagt?
35
Pilatus antwortete: Bin ich denn ein Jude? Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überliefert; was hast du getan?
36
Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Reich von dieser Welt wäre, so würden wohl meine Diener kämpfen, dass ich den Juden nicht überliefert würde. Nun aber ist mein Reich nicht von hinnen.
37
Da sprach Pilatus zu ihm: Also ein König bist du? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren, und dazu in die Welt gekommen, dass ich der Wahrheit Zeugnis gebe. Jeder der aus der Wahrheit ist, höret meine Stimme.
38
Pilatus sprach zu ihm: Was ist Wahrheit? Und da er dies gesagt hatte, ging er wieder hinaus zu den Juden, und sprach zu ihnen: Ich finde keine Schuld an ihm.

Er nimmt den Platz von Barabbas ein

39
Es ist aber bei euch Herkommen, dass ich euch am Osterfeste einen freigebe. Wollt ihr nun, dass ich euch den König der Juden freigebe?
40
Da schrieen sie wiederum alle, und sagten: Nicht diesen, sondern den Barabbas. Barabbas aber war ein Räuber.