Das Wort Bin Ich

Das erste Buch Mose: Genesis

Allioli - Arndt Bibel von 1914

- Kapitel 30 -

1
Da aber Rachel sah, dass sie unfruchtbar sei, beneidete sie ihre Schwester und sprach zu ihrem Manne: Gib mir Kinder, sonst sterbe ich!
2
Da ward Jakob zornig über Rachel und antwortete: Bin ich an Gottes Statt? Er ist es, der dir die Frucht deines Leibes versagt hat.
3
Sie aber sprach: ich habe eine Magd, Bala, geh zu dieser, dass sie auf meinem Schoße gebäre und ich aus ihr Kinder erhalte.
4
Und sie gab ihm Bala zur Ehe;
5
und da der Mann zu ihr ging, empfing diese und gebar einen Sohn.
6
Und Rachel sprach: Der Herr hat mir Recht geschafft, und hat mein Flehen erhört, und mir seinen Sohn geschenkt. Darum nannten sie seinen Namen Dan.
7
Und Bala empfing abermals und gebar einen zweiten Sohn.
8
Da sprach Rachel: Gott hat mich streiten lassen mit meiner Schwester, und ich habe gesiegt! Und sie nannte ihn Nephthali.
9
Da aber Lia sah, dass sie kein Kind mehr gebar, gab sie ihrem Manne ihre Magd Zelpha.
10
Diese empfing und gebar einen Sohn.
11
Und Lia sprach: Glück auf! Und darum nannte sie seinen Namen Gad.
12
Und Zelpha gebar einen zweiten Sohn.
13
Da sagte Lia: Das ist zu meiner Glückseligkeit; denn es werden mich die Weiber glücklich preisen; darum nannte sie ihn Aser.
14
Ruben aber ging zur Zeit der Weizenernte auf das Feld, und fand Alraunen, und brachte sie seiner Mutter Lia. Da sprach Rachel: Gib mir einen Teil von den Alraunen deines Sohnes!
15
Jene antwortete: Scheint es dir nicht genug, dass du mir meinen Mann genommen hast, dass du nun auch die Alraunen meines Sohnes wegnehmen willst? Da sprach Rachel: So mag er diese Nacht bei dir schlafen für die Alraunen deines Sohnes!
16
Als nun Jakob abends vom Felde heimkehrte, ging ihm Lia entgegen und sprach: Zu mir musst du gehen! Denn ich habe dich erkauft für die Alraunen meines Sohnes. So schlief er diese Nacht bei ihr.
17
Und Gott erhörte ihre Bitten, und sie empfing, und gebar ihren fünften Sohn,
18
Da sprach sie: Gott hat mich belohnt, dass ich meinem Manne meine Magd gegeben habe! Und sie nannte seinen Namen Issachar.
19
Und Lia empfing wiederum, und gebar ihren sechsten Sohn,
20
und sprach: Mit einer guten Gabe hat mich Gott beschenkt; und mein Mann wird auch nun wieder bei mir wohnen, weil ich ihm sechs Söhne geboren habe; darum nannte sie seinen Namen Zabulon.
21
Nach diesem gebar sie eine Tochter mit Namen Dina.
22
Auch Rachels gedachte der Herr, und erhörte sie, und machte sie fruchtbar.
23
Und sie empfing, und gebar einen Sohn, und sprach: Gott hat meine Schmach hinweggenommen.
24
Und sie nannte seinen Namen Joseph und sprach: Möge mir der Herr noch einen andern Sohn schenken!

Jakobs Abkommen mit Laban

25
Als aber Joseph geboren war, sprach Jakob zu seinem Schwiegervater: Lass mich heimziehen in meine Heimat, in mein Land!
26
Gib mir meine Weiber und meine Kinder, um welche ich dir gedient habe, dass ich fortgehe; du weißt ja wohl, wie ich dir gedient habe.
27
Da sprach Laban zu ihm: Lass mich Gnade in deinen Augen finden! Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass Gott mich um deinetwillen gesegnet hat;
28
bestimme also deinen Lohn, den ich dir geben soll.
29
Er aber antwortete: Du weißt, wie ich dir gedient habe, und wie groß dein Besitz unter meinen Händen geworden ist.
30
Wenig war es, was du besaßest, als ich zu dir kam, und nun bist du reich geworden, und der Herr hat dich gesegnet mit meiner Einkehr. So ist es denn billig, dass auch ich einmal für mein eigenes Haus sorge.
31
Da sprach Laban: Was soll ich dir geben? Er aber sprach: Ich will nichts; sondern wenn du tust, was ich verlange, werde ich deine Herden wiederum weiden und hüten.
32
Durchgehe alle deine Herden und sondere alle Schafe mit buntem und gesprenkeltem Felle ab: alles, was Schwarz und gefleckt und gestreift ist, sowohl unter den Schafen als unter den Ziegen, soll mein Lohn sein!
33
Und meine Rechtlichkeit wird für mich künftighin zeugen. Wenn die Zeit gekommen ist, welche du bestimmst, soll alles, was nicht gestreift und gefleckt und schwarz ist, unter meinen Schafen und unter meinen Ziegen, als gestohlenes Gut gelten.
34
da sprach Laban: Es ist mir genehm, was du verlangst.
35
Und er sonderte an demselben Tage die bunten und gefleckten Ziegen und Schafe, Böcke und Widder ab; alle aber, was in der Herde einfarbig war, das ist weißes oder schwarzes Fell hatte, übergab er seinen Söhnen.
36
Und er schuf einen Zwischenraum von drei Tagereisen zwischen sich und seinem Schwiegersohne, der seine übrigen Herden weidete.
37
Da nahm Jakob frische Stäbe von Pappeln und Mandelbäumen und Platanen und schälte sie zum Teile ab, so dass sie da, wo die Rinde abgezogen war, weiß schimmerten, und wo sie nicht abgeschält waren, grün blieben; und so wurden sie verschiedenfarbig.
38
Dann legte er die Stäbe in die Tränkrinnen, in die man das Wasser goss, damit, wenn die Herden zu trinken kämen, sie dieselben vor Augen hätten, und bei ihrem Anblicke empfangen sollten.
39
Und es geschah, dass die Schafe bei der Begattung die Stäbe anblickten und gestreifte und gesprenkelte und fleckige Junge gebaren.
40
Und Jakob teilte die Herde und legte die Stäbe in die Tränkrinnen den Widdern vor Augen; und alles, was weiß und schwarz war, gehöre Laban, das übrige aber Jakob, und die Herden waren voneinander geschieden.
41
Wenn also zur ersten Zeit die Brunstzeit der Schafe kam, legte Jakob den Widdern und Schafen die Stäbe in die Tränkrinnen vor Augen, damit sie bei ihrem Anblicke empfingen.
42
Wenn aber die späte Begattung und die letzte Befruchtung kam, so legte er sie nicht hinein. So geschah es, dass die Spätlinge dem Laban, die Erstlinge Jakob zufielen.
43
Und der Mann ward überaus reich und hatte viele Herden, Mägde und Knechte, Kamele und Esel.